Die Schweiz hat einiges zu bieten: eine wunderschöne Natur, gute Luft und die Möglichkeit, durchschnittlich 83,5 Jahre alt zu werden. Laut einer neuen Studie des deutschen Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und dem Max-Planck-Institut für demografische Forschung ist die Schweiz Spitzenreiterin, was die Lebenserwartung in Europa angeht.
Tabellenletzter ist unser Nachbar Deutschland. Mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80,6 Jahren stellen sie sich knapp hinter das Vereinigte Königreich mit durchschnittlich 81 Jahren, wie der «Südkurier» schreibt.
Reduktion von Stress
Die Studie untersuchte die Sterblichkeitstrends in Westeuropa über mehrere Jahrzehnte. Dabei wurden 13 westeuropäische Länder miteinander verglichen: Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Spanien, das Vereinigte Königreich und die Schweiz.
Die Gründe, warum die Schere zwischen unserem Nachbarn und uns so auseinandergeht, sind vielseitig. Mathias Lerch, Leiter des Schweizer Labors für städtische Demografie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne, erklärt dem «Südkurier» das Phänomen. Eine Reduktion des Stresses ist ein wesentlicher Bestandteil: Durch das höhere Einkommen, die geringe Arbeitslosigkeit und ein effektives Sozialhilfesystem wird mehr Sicherheit unter der Bevölkerung verbreitet. Die Menschen sind gelassener.
Schweizerisches Gesundheitssystem ist besser
Ausserdem bewegen wir Schweizer uns mehr und essen gesünder. Auch in unserem Konsumverhalten unterscheiden wir uns von den Deutschen: In der Schweiz sinkt der Alkohol- und Tabakkonsum, so Lerch. Fettleibigkeit oder Bluthochdruck seien somit weniger verbreitet als in Deutschland.
Einer der Hauptgründe, weshalb Deutschland den letzten Platz belegt, ist laut Studie das Gesundheitssystem. Lerch erklärt, dass der Staat das Schweizer Gesundheitssystem stark fördert. Regelmässige Kontrollen, frühe Diagnosen und Vorsorgeuntersuchungen sind die Folge. Dies wiederum vermindert die Chance, dass Brustkrebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen unbemerkt bleiben.
Migrationsströme tragen zu längerer Lebenserwartung bei
Weiter ist auch das medizinische System in der Schweiz weniger ausgelastet als in unserem Nachbarland. Hausärzte haben mehr Zeit für ihre Patienten, was positive Auswirkungen auf die Diagnosen hat.
Zuletzt machen aber auch die Migrationsströme in die jeweiligen Länder einen grossen Unterschied, sind die Experten sicher. In die Schweiz wandern zunehmend Leute aus Ländern ein, die alle bereits von Staaten mit einer hohen Lebenserwartung kommen. Meistens besitzen diese bereits die nötigen Sprachenkenntnisse von einer der Landessprachen. In Deutschland kommen jedoch meist Menschen aus Ländern an, die eine geringere Lebenserwartung gewöhnt sind und die deutsche Sprache erst noch erlernen müssen.