Eigentlich ist klar geregelt, wer sich zuerst impfen lassen darf: jene, die besonders gefährdet sind. Ältere Menschen also und solche mit einer Vorerkrankung. Daran mögen sich nicht alle halten – bekanntestes Beispiel ist der südafrikanische Milliardär Johann Rupert, der eigens für die Impfung in die Schweiz geflogen war.
Doch nicht nur schwerreiche Ausländer erfreuen sich einer Vorzugsbehandlung, sondern auch Schweizer Politiker oder andere Männer in Machtpositionen, wie Medien diese Woche aufgedeckt haben.
So haben sich unter anderen je ein Regierungsratsmitglied in Schaffhausen und Nidwalden impfen lassen, der Chef des Spitalverbunds Appenzell Ausserrhoden oder der CEO des Uni-Kinderspitals beider Basel.
Keiner dieser Männer ist über 75 Jahre alt, keiner dieser Männer ist im täglichen Kontakt mit Covid-19-Patienten. Mit anderen Worten: Jeder dieser Impfdrängler nimmt für sich ein Privileg in Anspruch, das ihm nicht zusteht. Schlimmer noch: Angesichts der Impfdosenknappheit nehmen sie in Kauf, dass wirklich gefährdete Personen sterben, weil ihnen die Dosis weggeschnappt wurde.
Dennoch hat die Verwaltungsdelegation des Parlaments vorgeschlagen, dass sich ältere Ratsmitglieder und solche mit Vorerkrankungen vor der Frühlingssession privilegiert impfen lassen können. Ein Affront nicht nur für alle Pfleger und Ärztinnen auf den Covid-Stationen, sondern für alle Bürgerinnen und Bürger dieses Landes.
Parlamentarier und Politikerinnen sind Bürger wie Sie und ich – nicht weniger, aber auch nicht mehr.