Den Impf-Turbos gehen die Impfdosen aus. Jetzt laufen unter den Kantonen hitzige Diskussionen darüber, wie diejenigen Kantone, die besonders viel Corona-Serum verspritzt haben, zu Impfdosen für den zweiten Nadelstich kommen.
Denn wie BLICK publik machte, hat neben Pfizer/Biontech derzeit auch Moderna Lieferschwierigkeiten. Anfang Februar wollen zwar beide Hersteller liefern, doch Moderna ist nicht in der Lage, wie zugesagt 300'000 Dosen abzugeben. Derzeit heisst es bei Moderna aber noch, man werde bis Ende März die fürs erste Quartal 2021 versprochene Menge abliefern.
BAG hatte gewarnt
Gestartet hat die Schweiz die Impfungen mit dem Produkt von Pfizer/Biontech. Wer die erste Spritze mit diesem Impfstoff erhalten hat, muss auch die zweite Dosis desselben Serums bekommen.
Darauf hatte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Kantone in einem vertraulichen Schreiben, das BLICK vorliegt, am 31. Dezember 2020 extra hingewiesen: «Denken Sie daran, von den Ihnen zustehenden Kontingenten die auch benötigten Impfdosen für die Zweitimpfung nach ca. 4 Wochen zu reservieren. Diese Zweitimpfung muss mit demselben Impfstoff durchgeführt werden, wie die erste Impfdosis.»
Aargauer Vorschlag
Nun sind diejenigen Kantone, die sich an die Empfehlung gehalten haben, die Dummen. Erst mussten sie sich von Gesundheitsminister Alain Berset (48) anhören, zu wenig aufs Tempo zu drücken, und jetzt sollen sie auch noch den Impf-Turbos aus der Patsche helfen.
Hilfe benötigen angeblich unter anderem die Impf-Turbos Zug und Nidwalden. Nachbarschaftshilfe brauche aber auch das Fürstentum Liechtenstein, wollen einige wissen.
Der Kanton Basel-Stadt, der ebenfalls enorm aufs Tempo drückte, beteuert, aktuell noch genügend Impfdosen zu haben. Allerdings reichen die Dosen, die man noch an Lager hat, nur für die Hälfte der Zweitimpfungen. Wenn nicht bald Nachschub kommt, hat auch Basel ein Problem.
Doch was tun? Darüber zerbrechen sich Bund und Kantone derzeit die Köpfe. Auf dem Tisch liegt ein konkreter Vorschlag des Aargaus. Der Aargauer Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati (54) macht klar: «Ich wäre bereit, wenige Prozente unseres Kontingents kleinen Kantonen temporär abzugeben.» Allerdings verlangt er eine Rückgabeverpflichtung bei der nächsten Lieferung. Gallati betont, dass so niemand im Aargau nicht oder erst später geimpft würde.
Zürich bleibe aussen vor
Laut BLICK-Recherchen dürfte es tatsächlich auf eine solche Lösung hinauslaufen. Wahrscheinlich ist, dass neben dem Aargau auch Bern, Genf und die Waadt aushelfen. Aussen vor bleibt wohl der einwohnerreichste Schweizer Kanton: Zürichs Kantonsregierung sei nämlich mit sich selbst beschäftigt statt mit der Krise, sagen mehrere Regierungsräte. Mit der dortigen Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (44) wolle grad niemand tauschen. In anderen Kantonen sei der Zusammenhalt innerhalb der Regierung ein ganz anderer.