Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger verteidigt sein Impftempo
«Vorerst geht es Stop-And-Go weiter»

Der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger verteidigt das schnelle Impftempo seines Kantons. Die Termine für die Zweitimpfungen gegen Corona könnten eingehalten werden – trotz der Lieferengpässe.
Publiziert: 30.01.2021 um 14:30 Uhr
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Aktualisiert: 30.01.2021 um 21:34 Uhr
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Impfwillige Ende Dezember in Basel-Stadt: Der Halbkanton gehört zu den Schweizer Impfturbos.
Foto: Keystone
Interview: Gianna Blum

Impfturbos wie Basel-Stadt konnten in der Corona-Pandemie viel Lob einheimsen. Doch so mancher Kanton hat zu viel Serum verspritzt und muss nun für die zweite Dose bei anderen Kantonen anklopfen gehen. Lukas Engelberger, Baselstädter Gesundheitsdirektor, verteidigt im BLICK-Interview aber das Impftempo seines Kantons.

BLICK: Herr Engelberger, Basel-Stadt gehört zu den Schweizer Impfturbos. Jetzt gibt es aber Lieferengpässe. Haben Sie zu hoch gepokert?
Lukas Engelberger:
Nein, das haben wir nicht. Wir können alle vereinbarten Termine für die Zweitimpfungen einhalten.

Offenbar musste Basel-Stadt aber bei anderen Kantonen anklopfen, ob diese nicht noch Dosen übrig haben und teilen würden.
Das stimmt so nicht. Wir können alle Zweitimpfungen mit dem Kontingent abdecken, das dem Kanton Basel-Stadt auch zugeteilt worden ist. Wir müssen nicht auf Vorbezüge zulasten anderer Kantone setzen. Aber wir haben die Erstimpfungen gedrosselt.

Von den rund 13'000 Impfdosen, die der Kanton Basel-Stadt erhalten hat, ist aber fast alles schon verimpft – und weniger als 4000 Dosen sind für Zweitimpfungen genutzt worden. Wie soll das funktionieren?

Die Dosen für die Zweitimpfungen liegen nicht alle bei uns im Tiefkühler, sondern kommen auch noch aus künftigen Lieferungen. Auch mit den angekündigten Lieferengpässen reicht das Volumen dafür, die Zweitimpfungen in der vorgegebenen Frist zu verabreichen. Wir erwarten nach Rücksprache mit dem BAG die nächste Lieferung von Pfizer rechtzeitig für die geplanten Zweitimpfungen ab dem 10. Februar.

Lukas Engelberger

Lukas Engelberger (45) ist seit 2014 Regierungsrat von Basel-Stadt und Vorsteher des Gesundheitsdepartements. Der CVP-Politiker arbeitete früher als Rechtskonsulent bei Hoffmann-La Roche. Der Vater dreier Kinder ist seit 1. Juni 2020 Präsident der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK).

Lukas Engelberger (45) ist seit 2014 Regierungsrat von Basel-Stadt und Vorsteher des Gesundheitsdepartements. Der CVP-Politiker arbeitete früher als Rechtskonsulent bei Hoffmann-La Roche. Der Vater dreier Kinder ist seit 1. Juni 2020 Präsident der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK).

Und wenn nicht?
Dann hat nicht nur Basel-Stadt ein Problem, sondern auch alle anderen.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat die Kantone explizit darauf hingewiesen, dass man Dosen für Zweitimpfungen reservieren soll. Wieso hat Basel-Stadt das ignoriert?
Die Kommunikation war etwas unglücklich. Wir haben das so verstanden und auch vom BAG bestätigt bekommen, dass man mit den Zweitterminen planen soll – und nicht, dass man die Dosen auch physisch einlagern soll.

Wie geht es jetzt mit der Impfkampagne in Basel-Stadt weiter?
Das kommt auf die gelieferten Dosen an. Wir müssen unsere weitere Planung sicher überdenken, vorerst geht es im Stop-and-Go-Tempo weiter. Aber uns kommt entgegen, dass wir die Impftermine immer vergleichsweise kurzfristig vergeben haben. Dadurch haben wir etwas mehr Flexibilität – die vereinbarten Zweittermine können eingehalten werden.

Neben Pfizer/Biontech gibt es nun auch Lieferverzögerungen bei Moderna. Wie wirkt sich das aus?
Hier ist es möglich, dass wir Termine für Erstimpfungen verschieben müssen. Aber das wird nicht nur in Basel-Stadt, sondern überall verlangsamend wirken. Die Schwierigkeit dabei ist, dass das Bundesamt für Gesundheit (BAG) immer nur sehr kurzfristig kommuniziert – und immer nur mit Vorbehalt. Es ist nie ganz klar, welches Volumen zu welchem Termin kommt.

Sie haben persönlich in einem Schreiben alle 75-jährigen im Kanton aufgefordert, sich zum Impfen anzumelden. Da haben sie doch zu viel versprochen!
Nein, wir waren immer ehrlich und haben transparent gemacht, dass es Geduld brauchen wird. Abgesehen davon ist die Situation für alle Kantone sehr unangenehm geworden. Einerseits wurden hohe Erwartungen ans Tempo formuliert, andererseits fehlen jetzt Impfdosen, um das auch zu erfüllen.

War es angesichts der Lieferschwierigkeiten rückblickend ein Fehler, bei den Impfungen so auf die Tube zu drücken? Sie sagen ja selbst, dass es in Basel-Stadt jetzt im Stop-and-Go-Tempo weitergeht.
Nein, ich fände es falsch, wenn die Leute auf einen Impfstoff hätten warten müssen, der schon vorhanden war. So konnten wir schon viele Personen mit einer Impfung vor einer möglichen Erkrankung schützen.

Hätte man denn mit den Lieferengpässen rechnen müssen?
Das ist schwierig zu sagen. Aber ich glaube, die Engpässe zeigen, dass man trotz aller Bemühungen der Behörden, schnell zu sein, eben an Grenzen kommt – weil es auch seitens der Industrie Grenzen gibt. Die drei grössten Impfstoff-Lieferanten in Europa haben Lieferschwierigkeiten – denn trotz der schnellen Entwicklung des Impfstoffs lassen sich Mengen und Logistik eben nicht so einfach hochskalieren.

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