Das ist die grösste Gefahr
Mehrere Badetote innert kurzer Zeit

Immer wieder ist zu lesen, dass Personen beim Baden ums Leben kommen. Fachpersonen erklären, warum es oft junge Migranten trifft und was im Notfall zu tun ist.
Publiziert: 14.08.2024 um 16:25 Uhr
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Aktualisiert: 14.08.2024 um 18:41 Uhr
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In Zürich kommt es immer wieder zu Badeunfällen. Jedes Jahr ertrinken mehrere Personen in den Sommermonaten im Zürichsee oder in der Limmat. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Bereits früh in den Sommermonaten kam es in Zürich zu mehreren Badeunfällen mit Todesfolge. Ende Juli ertrank ein 15-jähriger Jugendlicher im unteren Bereich der Limmat, Mitte Juli starb ein 19-jähriger Afghane im Fluss. Ende Juli geriet ein Pole (†30) bei der Thurbrücke zwischen Brübach und Henau SG in einen Wasserfall. Er überlebte nicht.

Zuletzt kam ein Mann (†40) in Zürich ums Leben. Nach der Street Parade wurde er als vermisst gemeldet. Daraufhin führte die Wasserschutzpolizei beim Utoquai Suchtauchgänge durch. Dabei stiessen die Polizisten auf den leblosen Vermissten in rund sechs Metern Tiefe. 

Laut Christoph Merki, Mediensprecher der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG), beeinflussen verschiedene Faktoren tödliche Ertrinkungsunfälle. «Ein wesentlicher Faktor dürfte gemäss den Beobachtungen der Verlauf des Sommers sein. Bei relativ früh sich einstellenden warmen Temperaturen und vielen Sonnentagen steigt auch die Anzahl tödlicher Ertrinkungsunfälle. Dies führen wir darauf zurück, dass bei warmen Temperaturen vermehrt auch Personen ans, ins und aufs Wasser gehen, die nicht über ausreichende Schwimm- oder Wasserkompetenzen verfügen.»

Eigene Überschätzung und Alkohol

Die Opfer sind oft jung und männlich. Aber warum? Merki: «Zum einen dürfte das Risikoverhalten von jungen männlichen Erwachsenen höher sein als bei den weiblichen Altersgenossinnen. Zudem können Gruppendruck oder das Gruppenverhalten, ohne über die mögliche Gefahr von anstehenden Aktionen nachzudenken, zu gefährlichen Situationen und zu Unfällen führen. Die eigene Überschätzung, aber auch Alkoholkonsum könnten ebenfalls zu den höheren Unfallzahlen führen.» 

Grundsätzlich liegt die grösste Gefahr beim Unterschätzen der Gefahr des Gewässers und der Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, Schwimm- und Wasserkompetenzen. Auch wenn der Schwumm in einem Fluss durchaus idyllisch und entspannend scheint, sollte man nicht einfach drauflos springen. Der SLRG-Sprecher weiter: «Es sieht natürlich sehr entspannt aus, wenn sich andere Personen einen Fluss hinuntertreiben lassen. Dieses Bild kann täuschen, wenn die Menschen mit der Kraft des Wassers und dem richtigen Verhalten in Fliessgewässern nicht vertraut sind.»

Aus diesem Grund empfiehlt die SLRG nur sehr guten und geübten Schwimmern, überhaupt in offene Gewässer zu steigen, nie allein und immer mit einer Auftriebshilfe unterwegs zu sein. «Dadurch ist immer jemand vor Ort, der helfen oder alarmieren kann und dank der Auftriebshilfe kann wertvolle Zeit für eine Rettung gewonnen werden.»

Gefahr für fremde Menschen noch grösser

Wie bereits in vergangenen Jahren handelt es sich bei den verunglückten Personen oftmals auch um geflüchtete Personen. Die grosse Gefahr für sie ist, dass viele nicht gut oder gar nicht schwimmen können, erklärt Silvia Weigel, Fachperson Unternehmenskommunikation bei der Asyl-Organisation Zürich (AOZ).

«Das Baden und Schwimmen in Fliessgewässern kennen sie aus ihrer Heimat häufig nicht. Und auch nicht die besonderen Gefahren, die damit einhergehen. Wenn sie dann sehen, dass viele Menschen, selbst Kinder, hier in den Flüssen baden und schwimmen, unterschätzen sie die Risiken leicht», erklärt Weigel auf Anfrage von Blick.

Präventiv werden gemäss Weigel bereits jetzt schon Massnahmen getroffen und Kurse angeboten. «Die Betreuenden der AOZ machen die Bewohnenden in den Unterkünften regelmässig auf die Gefahren am Wasser und beim Schwimmen aufmerksam. Dazu werden unter anderem die SLRG-Baderegeln genutzt, die in verschiedenen Sprachen vorliegen. Zusätzlich bietet die AOZ Kurse mit freiwilligen Schwimmlehrern an», führt Weigel aus. Dass sich unter den verunglückten ausländischen Personen kaum Frauen befinden, erklärt Weigel, hat mit dem Zahlenverhältnis zu tun. «Es gibt deutlich mehr Asylgesuche von jungen Männern als von jungen Frauen, insbesondere bei den Alleinreisenden», so Weigel.

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Diese sechs Regeln solltest du beachten

Gerät man in Not, rät der SLRG-Sprecher: «Ruhig bleiben und andere Badende oder Schwimmende laut auf sich aufmerksam machen. An Schwimmwesten sind hierfür jeweils auch Signalpfeifen angebracht. Kann man sich in einem solchen Moment an einer Auftriebshilfe festhalten, vereinfacht dies natürlich die Situation schon erheblich. Am besten versuchen aus eigener Kraft ans Ufer oder zumindest im Fluss aus der stärksten Strömung zu kommen, damit Retter einfacher helfen können.»

Damit es gar nicht so weit kommt, sollte man vorher genau wissen, wie der See oder der Fluss beschaffen ist. Wie tief ist er? Wo kann ich am besten wieder aus dem Wasser kommen? Und: An die sechs Regeln der SLRG halten: 

  1. Kinder nur begleitet ans Wasser lassen – kleine Kinder in Griffnähe beaufsichtigen!
  2. Nie alkoholisiert oder unter Drogen ins Wasser! – Nie mit vollem oder ganz leerem Magen schwimmen.
  3. Nie überhitzt ins Wasser springen! – Der Körper braucht Anpassungszeit.
  4. Nicht in trübe oder unbekannte Gewässer springen! – Unbekanntes kann Gefahren bergen.
  5. Luftmatratzen und Schwimmhilfen gehören nicht ins tiefe Wasser! – Sie bieten keine Sicherheit
  6. Lange Strecken nie allein schwimmen! – Auch der besttrainierte Körper kann eine Schwäche erleiden.

Merki betont aber auch: «Eine hundertprozentige Sicherheit im Wasser ist nicht möglich, es können nur möglichst gute Voraussetzungen geschaffen werden, damit man gesund wieder aus dem Wasser kommt, hier helfen die Bade- und Flussregeln.»

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