Die Verhandlung um seine Verkehrssünden aus dem Jahr 2016 nimmt den jungen Unternehmer und Comedian Bendrit Bajra (27) sichtlich mit. Beim Mittagessen im Migros-Restaurant in Dietikon ZH nach der halbtägigen Verhandlung hat er fast keinen Appetit. Auf das Urteil muss er bis um 16.30 Uhr warten. Er sagt: «Wenn ich qualifizierte grobe Verletzung der Verkehrsregeln kassiere, kann ich zwei Jahre nicht Auto fahren. Ich weiss noch nicht, wie ich das manage.»
Tatsächlich kassiert er vom Bezirksgericht Dietikon ZH später das befürchtete harte Urteil. Es fällt unter die Raser-Gesetzgebung. 12 Monate Freiheitsstrafe bedingt auf eine Probezeit von zwei Jahren und eine ebenfalls bedingte Geldstrafe von 100 Tagessätzen à 130 Franken. Wird das Urteil rechtskräftig, entzieht ihm das Strassenverkehrsamt den Ausweis für lange Zeit, möglicherweise für zwei Jahre.
Rückkehr ins Show-Business «verlockend»
Das Delikt liegt sieben Jahre zurück. «Es ist aus einer anderen Zeit», sagt Bajra. «Seither habe ich keine Probleme im Verkehr gemacht. Ich fahre 50'000 Kilometer pro Jahr. Ich habe dem Richter versucht zu zeigen, dass ich das Leben im Griff habe.» Vergebens.
Als Comedian fühlt er sich im Moment gerade nicht. «Ich habe seit Jahren nichts mehr veröffentlicht», sagt er. Er habe damals den Stress, jeden Tag wieder etwas Lustiges zu produzieren, fast nicht mehr ertragen. Mittlerweile ist er ein erfolgreicher Jungunternehmer. Er sagt: «Nach der Pandemie hatten wir kurz eine Krise, aber die konnten wir gut auffangen.»
Bei Reis mit Geschnetzeltem im Migros-Restaurant findet er das Show-Business aber wieder verlockend. Er sagt: «Es kommt der Tag, an dem ich zurückkomme. Aber wenn ich es mache, dann mit vollem Einsatz. All in!» Er habe neben MrBrunch, einem Start-up, das Brunch-Boxen nach Hause liefert, auch ein weiteres Projekt in Vorbereitung. Noch ist es geheim.
Zieht Bajra das Urteil weiter?
An eine Familie denkt er noch nicht. «Ich bin ja erst 27, ich will noch die Welt sehen», sagt er mit strahlenden Augen. «Ich will eine Weltreise machen. Zu sehen, wie sich die Menschen in anderen Ländern über kleinste Sachen freuen, ist zum Beispiel für mich ein Riesen-Aufsteller. Ich will andere Kulturen sehen.»
Die Einstellung zum Autofahren hat sich beim albanisch-schweizerischen Doppelbürger seit dem Vorfall vor sieben Jahren grundsätzlich verändert. «Ich gehe nicht mehr an Tuning-Treffen. Ich fahre nicht mehr einfach so quer durch die Schweiz, nur zum Spass», sagt er. «Privat kann ich auf das Billett verzichten. Geschäftlich ist es was anderes. Ich habe oft sieben bis acht Meetings am Tag. Ich bin auf das Auto angewiesen.»
Wie Bendrit Bajra jetzt mit dem harten Urteil umgeht, weiss er noch nicht. «Wir werden jetzt erst mal eine schriftliche Begründung verlangen und dann über einen Weiterzug an das Kantonsgericht diskutieren.» Im Vorfeld des Prozesses hat er betont, dass er das Urteil notfalls bis vor das Bundesgericht zieht. Das sieht er jetzt etwas differenzierter. «Anders als von der Staatsanwältin behauptet, kann ich Schuld einsehen. Das Leben geht weiter, ein Schlussstrich würde mich entlasten.»
Bendrit Bajar muss wegen grober Verletzung der Verkehrsregeln vor Gericht