Peter S.* (44) steht unter Verdacht, ein Bombendroher zu sein. Der IV-Rentner soll per Mail mit der Explosion eines Sprengsatzes am Zürcher Obergericht gedroht haben. Er landete deswegen bereits kurzzeitig hinter Gittern.
S. bestreitet aber jegliche Schuld vehement. «Ich habe nichts mit dieser Sache zu tun», schreibt der Mann in einem Brief an Blick, dem er diverse Justiz-Dokumente beigelegt hat.
Das Obergerichtsgebäude in der Stadt Zürich wurde am 24. Oktober am frühen Nachmittag evakuiert. Bei mehreren Medien, darunter auch Blick, war ein anonymes Mail eingegangen. Darin wurde das Zünden eines «Sprengkörpers» im Gerichtsgebäude angekündigt. «Er wird am Nachmittag explodieren», hiess es da. Spezialisten durchsuchten daraufhin das Gebäude. Gefunden wurde nichts. Zuvor hatte es bereits einen Farbanschlag auf das Gericht gegeben.
Die Drohung kam aus der Uni Konstanz
Trotz anonymem Mail kamen die Ermittler dem mutmasslichen Verfasser schnell auf die Spur – nur einen Tag nach dem Versand der Drohung. Der Mann aus einer Zürcher Agglomerationsgemeinde stehe unter «dringendem Verdacht», schreibt die Staatsanwaltschaft im Antrag auf Untersuchungshaft, der Blick vorliegt. Die Droh-Nachricht sei aus der öffentlichen Bibliothek der Universität Konstanz (D) verschickt worden, so die Ermittlungen. Weitere Untersuchungen zeigten, «dass sich der Beschuldigte zur Tatzeit (Bombendrohung) tatsächlich in Konstanz aufgehalten haben dürfte».
Ausserdem gebe es Videoaufzeichnungen von einem «schlanken, grossen Mann mit Regenschirm», der sich im Eingangsbereich des Gerichts aufgehalten habe. Eine Analyse der Aufnahme kam zum Resultat, dass es sich dabei um den Beschuldigten handeln dürfte.
Die Staatsanwaltschaft hätte Peter S. gerne in Untersuchungshaft gesetzt. Der Antrag wurde aber abgeschmettert. Begründung: Die entscheidenden Beweismittel seien – unter anderem in einer Hausdurchsuchung beim Beschuldigten – bereits sichergestellt worden.
Hunderte von Mails an Gerichte, Medien und Politiker
Dass der Verdacht auf den Informatiker Peter S. fällt, überrascht nicht. Denn Gerichte, Politiker und Medien machen regelmässig Erfahrung mit den Mail-Tiraden des 44-Jährigen. In Dutzenden Schreiben schimpft S. über Justiz und Richter und überschreitet darin gerne die Grenzen des guten Geschmacks.
Der «Zürcher Unterländer» hat kürzlich eine regelrechte Querulanten-Chronologie über den Zürcher erstellt: Er habe einen Oberrichter beschimpft («Sie hinterlassen bei mir den Eindruck eines Idioten»), gegenüber der Kantonspolizei die Erschiessung einer Richterin erwähnt, gegenüber Justizministerin Jacqueline Fehr angekündigt, sie werde «leblos in einem Graben gefunden». Zudem sei es bereits zu Verurteilungen und «psychiatrischen Betreuungen» von S. gekommen.
Am Freitag letzter Woche wurde er auf freien Fuss gesetzt. «Die Zürcher Justiz wird eine Schlappe einfahren», triumphiert S. in seinem Brief an Blick. Die Staatsanwaltschaft führt das Verfahren gegen ihn weiter, wie es auf Anfrage heisst. Es gelte die Unschuldsvermutung.
*Name geändert