Für nur 2'700 Euro lässt sich die ehemalige Bachelor-Kandidatin Fabienne Meier (30) in der Türkei neue Brüste verpassen: Ihre sieben Jahre alten Implantate waren nicht mehr so straff. Weil sie sich die OP in der Schweiz nicht leisten konnte, legte sie sich deutlich kostengünstiger im Ausland unters Messer. Ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte.
Dr. Rosmarie Adelsberger (45) von der Klinik Pyramide am See erklärt: «Generell von Schönheitsoperationen im Ausland abzuraten, das wäre falsch. Es gibt in jedem Land gute und schlechte Chirurgen.» Es gebe aber von den Standards her regionale Unterschiede, so die Fachärztin FMH für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie: «Osteuropa würde ich jetzt etwas kritischer einschätzen. Die Türkei wiederum bietet sehr viele Eingriffe an und hat dadurch auch sehr viel Erfahrung.»
«Schönheitschirurg» ist kein Titel!
Wenn sich jemand für einen Billig-Eingriff im Ausland entscheide, sei die Wahl der Klinik und des Arztes zentral. «Ich empfehle, eine Klinik zu meiden, die nur Barzahlung annimmt. Und: Umso günstiger, desto kritischer», führt die Schönheitschirurgin aus. «Ausserdem ist ein persönliches Gespräch im Vorfeld wichtig: Als Chirurgin möchte ich die Elastizität der Haut überprüfen und die Person nicht nur per Video-Call vorher kennenlernen.»
Wenn man den operierenden Arzt vor dem Eingriff gar nie treffe, sei das für sie daher ein Warnsignal: «Und der Titel Schönheitschirurg ist nicht geschützt, so kann sich jeder nennen. Daher ist es zentral, dass man überprüft, ob es sich um einen ausgewiesenen Facharzt handelt.»
Wer billig operiert, operiert häufig doppelt
Dr. med. Jürg Häcki, Gründer der Lucerne Clinic und ebenfalls Facharzt FMH für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie geht sogar noch einen Schritt weiter: «Wir raten generell von Eingriffen im Ausland ab. Die Gründe sind vielseitig: Sprachbarrieren können beispielsweise die Verständigung beeinträchtigen.» Viele Türkei-Reisende würden schlussendlich nochmals auf dem Operationstisch landen: «Regelmässig sehen wir leider tatsächlich auch ‹verpfuschte› Ergebnisse in Bezug auf die Ästhetik.»
Auch die Nachbehandlung sei bei einer Schönheits-Reise oftmals nicht ausreichend, so Dr. Häcki: «Die Risiken einer Wundheilungsstörung oder einer Infektion sind im Ausland auch tendenziell höher als in der Schweiz und treten erst auf, wenn die Frauen wieder zu Hause sind.» Im Fall der Fälle rechtliche Schritte gegen eine ausländische Klinik zu erwirken, sei ausserdem fast aussichtslos: «Der einzige Grund für den Gang ins Ausland ist der Preis. Aber schlussendlich wird es immer teurer, wenn man sich nachträglich doch noch in der Schweiz operieren lassen muss.»
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