«70 Prozent Rabatt. Angebot endet heute!» – Mit diesen Worten warb der Betreiber der Website Werkstattmeister.ch in den vergangenen Wochen auf Facebook und Instagram: für Kaffeemaschinen eines Schweizer Herstellers.
Vermeintlich seriöser Anbieter
Die Vollautomaten sollten statt 1700 Franken nur noch 399 Franken kosten. Die Begründung: Es handle sich um Auslaufmodelle – künftig wolle man nur noch Firmenkunden beliefern.
Die Website machte einen seriösen Eindruck. Und die Betreiberfirma «InternationalOnlineMarketing Nyangi Ntsiama», die im Impressum zu finden war, hat einen Eintrag im Handelsregister.
Keine Lieferung nach Bezahlung mit Twint
Doch am Angebot scheint etwas faul zu sein. Beim Beobachter meldeten sich verschiedene Kundinnen und Kunden, die gehofft hatten, günstig zu einer hochwertigen Kaffeemaschine zu kommen.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
Aber nach der Bezahlung mit Twint geschah – nichts. Der Vollautomat traf nicht ein. Nicht nach zwei Wochen und auch nicht nach zwei Monaten.
E-Commerce statt Rap
Der Gründer der Betreiberfirma ist ein Schweizer Rapper mit einem gewissen Bekanntheitsgrad, der auch im Ausland Erfolge feierte. Heute scheint ihm die Musik eher zweitrangig zu sein.
Laut Handelsregister bietet er mit seiner Firma «Online-Coachings, Beratungen und Verhandlungen sowie E-Commerce» an. Um welche Angebote es sich genau handelt, bleibt unklar.
Keine Antwort vom Kundenservice
Reklamationen beim Kundenservice von Werkstattmeister.ch fruchteten nicht, Mails kamen direkt wieder zurück, die E-Mail-Adresse ist ungültig. So schildern es mehrere Betroffene.
Und auch die Erfahrungsberichte auf der Verbraucher-Website Trustpilot.com sprechen für sich. Insgesamt 16 Bewertungen sind dort zu finden: Alle haben bloss einen Stern – die tiefste Bewertung.
Website wurde gelöscht
Anfang Mai reagierte dann ein gewisser Lukas von Werkstattmeister.ch auf die negativen Kommentare. Er forderte die Käuferinnen und Käufer auf, sich unter einer neuen Mailadresse beim Kundendienst zu melden. Einige von ihnen erhielten auch eine Antwort. Doch nach einer zweiten E-Mail von Betroffenen herrschte wieder Funkstille.
Der Beobachter hätte gern vom Betreiber erfahren, ob sich das Warten auf die Kaffeemaschine noch auszahlen wird. Doch dieser reagierte nicht auf Kontaktversuche. Die Website Werkstattmeister.ch wurde Mitte Mai gelöscht. Die angegebene Telefonnummer ist ungültig.
Jetzt vertickt er Luxusferien
Einige der Betroffenen versuchten es daraufhin mit Druck. Sie schrieben wiederholt Mails, drohten mit einer Anzeige und forderten ihr Geld bei der Bank zurück. Und tatsächlich: Eine Kundin erhielt Mitte Juni ihre Ausgaben zurückerstattet, von «Werkstattmeister» selbst. Andere haben – Stand Juni – weder ihr Geld zurückbekommen noch die Maschine erhalten. Derweil unterhält der Mann seine 129'000 Follower auf Instagram mit Bildern aus dem sonnigen Marbella. Dort wirbt er nicht für Kaffeemaschinen, sondern für Luxusferien.