Über die brutale Tat wollte der mutmassliche Mörder vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland nicht sprechen. «Gott weiss, wie ich bin und was ich getan und was ich nicht getan habe», sagt der gläubige Zeuge Jehovas nur. Fabricio J.* (23) trägt ein weisses Hemd, dazu eine weisse Hose. Er wirkt ruhig, die Hände hat er über seinem Bauch gefaltet.
Dabei drohen ihm mehr als 18 Jahre Gefängnis für den brutalen Mord an seiner Exfreundin Emma G.* (†20). Die junge Frau wurde im Sommer 2021 nackt in der Badewanne ihrer Wohnung in Ostermundigen BE gefunden. Der Kopf war unter Wasser, die junge Fachfrau Gesundheit tot.
Sie waren mal ein Liebespaar
Der Angeklagte, ein Mann mit angolanischen Wurzeln aus dem Kanton Aargau und die Bernerin sollen sich gemäss Anklage seit 2018 gekannt haben. Nach einer kurzen Beziehung habe er sich erst im Ende Juli oder Anfang August 2021 wieder bei der Pflegekraft gemeldet. Ab dem 9. August 2021 hielt sich Fabricio J. bei der 20-Jährigen in deren Wohnung auf.
Während er bei Emma G. war, hatte er laut Anklage ein Thema im Hinterkopf: Seine finanziellen Probleme – und den Beginn der Berufsschule, für den er einen teuren Laptop brauchte, den er sich nicht leisten konnte. Er habe Emma G. bereits gefragt, ob er ihr Macbook haben dürfe – diese habe ihn hingehalten.
Heftiger und blutiger Streit
Wie die junge Frau genau starb, ist gemäss Anklageschrift nicht hundertprozentig geklärt. Der Tod von Emma G. soll zwischen 16.16 und 20.25 Uhr verursacht worden sein. Dem Delikt sei wohl ein heftiger Streit vorausgegangen, die Gründe waren der Laptop und dass Emma G. mit anderen Männern chattete. Ausserdem soll Fabricio J. sich vom Handy der Toten aus Geld per Twint geschickt haben.
Im Streit soll der mutmassliche Mörder seiner Freundin eine Glasflasche auf den Kopf geschlagen und sie mit einem YB-Schal oder mit dem Duschschlauch gewürgt haben. Dadurch wurde die 20-Jährige bewusstlos, so die Anklageschrift: Entweder vor oder nach dem Würgen soll der Beschuldigte den leblosen Körper in die mit Wasser gefüllte Badewanne gelegt haben.
Nach der Tat ging er zu McDonald's
Um die Tat zu vertuschen, soll Fabricio J. einiges unternommen haben: Er habe Anrufe und Chat-Nachrichten zwischen den Mobiltelefonen von ihm und der Toten fingiert, die darauf hindeuten sollen, dass er keinen Kontakt mehr mit Emma G. haben wollte und sie ihn nervte. «Schreib mir nie wieder», soll er auf Schweizerdeutsch und in Grossbuchstaben an sie geschrieben haben. Und: «Ich weiss auch nicht, warum du mir Geld schickst, das ändert die Lage auch nicht!»
Den Tatort habe er gereinigt, nur mit Aufwand habe man bei der Spurensicherung beispielsweise noch die grossen Mengen an aufgewischtem Blut feststellen können. Auf dem Heimweg sei er noch zu McDonald's und habe sich etwas zu essen geholt.
Ein falsches Spiel
Das Motiv des heute 23-Jährigen ist laut der Staatsanwaltschaft besonders kaltblütig. «Dies zeigt sich daran, dass Fabricio J. dies alles machte, nachdem er den ganzen Tag mit Emma G. verbracht hatte und ihr vorgespielt hatte, sie zu lieben sowie mehrfach Geschlechtsverkehr mit ihr vollzog.» Das Motiv sei klar: Geld.
Den Laptop nahm der Verhaftete nach der Tat mit, so der Vorwurf. «Am nächsten Tag besuchte er die Berufsschule und nahm dabei noch den Laptop des Opfers mit, als wäre nichts geschehen», heisst es in der Anklageschrift.
Am Montag wurden die Eltern der Toten befragt. «Manchmal trifft es mich wieder wie ein Hammerschlag», sagte die Mutter zum Gerichtspräsidenten. Der Vater erzählte: «Wir haben früher immer mit Emma zusammen den ‹Tatort› geschaut. Heute können wir keine Krimis mehr schauen.»
Mord wegen eines Laptops und 800 Franken
Der Angeklagte selber sagte dazu vor dem Richter zwar nichts. Bei früheren Befragungen war er jedoch auskunftsfreudiger, wie der Anwalt der Opfer-Eltern in seinem Plädoyer erklärte. Die Erklärung des Angeklagten für die Würgemale: «Sie liebte aggressiven Sex, auch mit Würgen – das ist nicht meine Leidenschaft, meine Leidenschaft ist Blüemlisex. Aber ich machte dann aber halt das, was sie liebte», zitiert der Privatklägeranwalt den Beschuldigten.
Und weiter: Die Tat habe sich ereignet, als er die Wohnung kurz verlassen hatte. Danach habe Fabricio J. die Leiche gefunden und will in Panik geraten sein. Eine Version, die der Opferanwalt nicht akzeptieren kann. «Sie musste wegen eines Laptops und Twint-Überweisungen in der Höhe von 830 Franken sterben», entgegnete der.
Verteidiger fordert Freispruch
Der Verteidiger fordert einen Freispruch wegen Mangels an Beweisen. «Im fraglichen Zeitraum haben zwei Zeugen unabhängig voneinander eine unbekannte Person mit einem Fahrzeug mit Zürcher Kennzeichen gesehen und den Mann auch sehr ähnlich beschrieben», führt der Verteidiger aus. Die Behörden hätten es versäumt, diesen Hinweisen ausreichend nachzugehen.
Das letzte Wort
Für Fabricio J. gilt die Unschuldsvermutung, bis ein rechtskräftiges Urteil gefällt ist. Zu Ende der Gerichtsverhandlung hatte er noch die Gelegenheit für ein letztes Wort und sagte: «Das ganze Hin und Her, ich weiss gar nicht, was ich sagen soll - ausser, dass es mir leidtut. Ich vermisse Emma selbst auch.» Abschliessend fügte er an: «Ich weiss, dass ich Emma eines Tages wiedersehen werde, wenn Gott das so will. Und Gott Jehova, der Allmächtige, weiss, was richtig ist.»
Die Richter ziehen sich nach der Verhandlung am Montag nun zur geheimen Urteilsberatung zurück. Das Urteil für den heute 23-Jährigen soll voraussichtlich am Donnerstag um 15 Uhr verkündet werden.
* Namen geändert
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