Am ganzen Körper hat der Berner Sennenhund Diego (5) kahle Stellen. Er schläft viel, hat nur noch wenig Energie. Auch Frauchen Yolanda Bärtschi (68) aus Thun BE kämpft: nebst eigenen gesundheitlichen Problemen vor allem mit Geldsorgen. Der pensionierten Kinderbetreuerin, die von ihrer AHV, einer kleinen Pensionskasse und Ergänzungsleistungen lebt, geht das Geld aus. «Diego hat Krebs und braucht teure Behandlungen. Er war bis zu 5000 Franken versichert, aber nun ist diese Summe aufgebraucht», sagt sie und ist den Tränen nahe. «Ich weiss nicht mehr weiter, ich kann Diego doch nicht einfach sterben lassen!»
Der Rüde ist ihr Ein und Alles. Kontakt zu ihren Kindern und ihrem Ex-Mann habe sie nicht. «Am 29. März 2022 ist mein langjähriger Partner nach schwerer Krankheit verstorben, nur zwölf Tage später ist mein Schäfermischling Amigo zwölfjährig verstorben. Diego ist alles, was mir geblieben ist», erklärt sie ihre Situation. «Ohne Diego würde ich wohl nicht einmal mehr einen Fuss aus dem Haus setzen. Er erhält mich am Leben.» Die innige Beziehung sei gegenseitig: «Einmal habe ich Diego während eines Termins zu einer Freundin gebracht. Dort hat er aber nur geheult.»
Chemotherapie geht ins Geld
Als der erst fünfjährige Hund plötzlich an Gewicht abgenommen hatte und die Diagnose Lymphdrüsenkrebs gestellt wurde, war das für die Rentnerin ein Schock. Immerhin, so glaubte sie, würde das Finanzielle kein Problem sein. «Ich zahle 600 Franken jährlich für eine Tierversicherung, lediglich ein Selbstbehalt von 200 Franken bleibt», erklärt sie.
Doch es sollte anders kommen. Die Ärzte hätten direkt mit der Chemotherapie begonnen. «Und Diego hatte viele Nebenwirkungen. Er hatte beispielsweise Durchfall und war energielos.» Der Sennenhund habe dann ein Morphiumpflaster aufgeklebt gekriegt, damit die Schmerzen auszuhalten gewesen seien. Irgendwann sei das Geld der Versicherung aufgebraucht gewesen – die Behandlung ist aber bis heute nicht abgeschlossen. «Man sagte mir, Diego brauche immer noch acht Chemo-Sitzungen. Eine Sitzung kostet rund 400 Franken.»
Es hätte auch günstigere Therapien gegeben
Sie habe angeboten, die weiteren Behandlungen in Monatsraten von 200 Franken abzuzahlen. «Darauf ging die Klinik jedoch nicht ein, die Raten seien zu klein», erläutert sie. Man habe ihr erklärt, dass Menschen mit geringerem Budget normalerweise auf kostengünstigere Behandlungen zurückgreifen würden, als sie es getan habe. «Mir wurde aber gar nie gesagt, dass es günstigere Optionen geben würde. Es hiess einfach, dass Diego diese Behandlungen braucht. Ich bin keine Ärztin und will das Beste für mein Tier, deswegen habe ich immer eingewilligt.»
Die Tierklinik will gegenüber Blick zum konkreten Fall nicht Stellung nehmen. Sie schreibt auf Anfrage: «Generell treffen die Entscheidung für eine bestimmte Behandlung, Diagnostik oder sonstige Leistungen die Tierhalter im engen Dialog mit den Tierärzten – diese sind ausschliesslich dem Tierwohl und den berufsständischen ethischen Grundsätzen verpflichtet.»
Bärtschi hofft auf Barmherzigkeit
Aktuell kriegt Diego laut seinem Frauchen nicht mehr die bestmögliche Therapie: «Wir sind umgestiegen auf Tabletten, das ist günstiger. Damit geht es ihm zwar aktuell besser und er hat weniger Nebenwirkungen, jedoch ist es nicht die effizienteste Behandlung.» Mittlerweile hätten sich Schulden von rund 1000 Franken bei der Klinik angehäuft. «Ich habe keine Ahnung, wie ich die bezahlen soll. Ich hoffe, dass jemand Diego und mir helfen kann – ich will ihn einfach nicht verlieren.»