Mit verschränkten Armen steht Christoph H.* (23) aus dem Kanton Bern vor dem Audi seiner Eltern. Genervt, frustriert, besorgt. 200 Leute hatte der Lehrling vor Blitzern gewarnt. Gut hat er es gemeint – und muss dafür jetzt 1180 Franken zahlen. «Ich kann es kaum fassen. Für diese Busse muss ich zwei Monate lang arbeiten», sagt er geknickt zu BLICK.
Die Geschichte nimmt im Juni 2018 ihren Lauf. Christoph H. wird in eine Whatsapp-Gruppe aufgenommen, wie er berichtet. «Da hat man beispielsweise reingeschrieben, wenn es irgendwo Stau gab oder man eben einen Radar gesehen hatte.»
Insgesamt 38 Mal warnt der angehende Mediamatiker die Gruppenmitglieder vor Blitzern. «In Österreich und Deutschland wird das ja auch im Radio publiziert. Dementsprechend war mir gar nicht klar, dass es in der Schweiz illegal ist», erklärt sich der 23-Jährige.
Er ist einer von 200 Angezeigten
Im Februar vor einem Jahr fliegt die Whatsapp-Gruppe auf – wegen Rasern. Ein 19-jähriger und ein 20-jähriger Mann brettern auf der Autobahn A6 zwischen Lyss BE und Schönbühl BE in eine Geschwindigkeitskontrolle.
Für die Ermittlungen konfisziert die Polizei die Handys der Rowdys, und so gelangen die illegalen Chats an die Behörden. 200 Radarwarner werden dadurch ermittelt und angezeigt, darunter auch Christoph H.
Christoph H. findet Busse zu hoch
Diesem ist mittlerweile zwar bewusst, dass er einen Fehler gemacht hat. Doch der Auszubildende findet die Busse viel zu hoch: «Mir geht es nicht darum, nichts zu zahlen.» Aber: «Ein Kollege von mir hat drei Mal eine Warnung reingeschrieben und kam mit 40 Franken davon. Und ich soll jetzt über 1000 Stutz zahlen.» Dafür würden ihm einfach die finanziellen Mittel fehlen.
Deswegen hatte der Berner Einspruch gegen den Strafbefehl erhoben – in der Hoffnung, die Richter des Regionalgerichts in Thun BE würden wegen seines niedrigen Lehrlingslohnes Gnade walten lassen.
Gerichtstermin vergessen
Dumm nur: Er vergass die Verhandlung am Mittwoch und tauchte unentschuldigt nicht auf. «Ich hatte Berufsschule und habe es einfach verhängt. Ich dachte, der Termin sei erst eine Woche später», sagt er zu BLICK. Nun bleiben ihm lediglich noch wenige Tage, um sich zu wehren – ansonsten muss der Lernende die saftige Busse definitiv bezahlen.
Vor Blitzern warnt Christoph H. garantiert nicht mehr. Er habe seine Lektion gelernt. Dennoch finde er öffentliche Radarwarnungen eigentlich sinnvoll: «Ich bin der Meinung, dass dies der allgemeinen Sicherheit im Strassenverkehr dient.»
* Name bekannt