Trauerfeier für Berns alt Stapi Alexander Tschäppät
«Ich habe fertig. Für immer»

Heute Nachmittag fand im Berner Münster die Trauerfeier für den schweizweit bekannten alt Stadtpräsidenten und SP-Nationalrat Alexander Tschäppät statt.
Publiziert: 17.05.2018 um 12:13 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 23:22 Uhr

Auch Justizministerin Simonetta Sommaruga (58) sagte heute im Berner Münster «adieu» zu ihrem Genossen Alexander Tschäppät (†66). Bei seinem letzten Besuch im Büro der Berner Bundesrätin hatte er sie gebeten, bei seiner Trauerfeier ein paar Worte zu sagen. Nur den Termin wisse er noch nicht, spottete «Alex». «Launig und ernst im selben Atemzug, das war Alexander Tschäppät», sagte Sommaruga vor der Trauergemeinde.

Familie und Freunde, Bekannte und Weggefährten, politische Mitstreiter und Widersacher des früheren Berner Stadtpräsidenten waren im Münster versammelt: Der amtierende Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried (55), die frühere SP-Fraktionschefin und Gemeinderätin Ursula Wyss (45), der heutige SP-Fraktionschef Roger Nordmann (45), wie auch Parteichef Christian Levrat (47). Selbst der frühere SP-Präsident Helmut Hubacher (92) war da.

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Die Trauerfeier für Alexander Tschäppät im Berner Münster zog viele Wegbegleiter des alt Stadtpräsidenten an.
Foto: Peter Gerber

Glössner, Anaconda und Huber erwiesen ihm die letzte Ehre

Doch auch Künstler kamen: Schauspielerin Heidi Maria Glössner (74), Stiller-Has-Bandleader Endo Anaconda (62) und natürlich Patent-Ochsner-Frontmann Büne Huber (56), denn es war Tschäppäts Wunsch, dessen «W. Nuss vo Bümpliz» an der Trauerfeier zu spielen.

In seinem Abschiedsbrief an die Trauergemeinde berichtete Tschäppät, wie er zusammen mit Freunden seine Trauerfeier besprach. Vor dem Tod habe er nie wirklich Angst gehabt, schrieb Tschäppät. «Angst hatte ich vielmehr vor dem Sterben.» Er habe Angst gehabt, Unerledigtes zurückzulassen. Nun sei das Sterben vorbei. «Ich habe fertig. Diesmal für immer.»

Der verstorbene Ex-Stapi begründete seine Abschiedsworte denn auch damit, dass es ihm wichtig sei, sich persönlich zu verabschieden. «Ich bitte euch, die Hand, die ich Euch nicht mehr geben kann, anzunehmen, um ein letztes Mal Adieu zu sagen. Oder um Frieden zu schliessen.»

Lieber im Nationalratssaal als im Spital

Der Berner Stapi sass bis zuletzt für die Sozialdemokraten im Nationalrat. Trotz seiner Krebserkrankung nahm er noch an der Frühlingssession vom 26. Februar bis 16. März 2018 teil. Tief beeindruckt vom Pflichtbewusstsein und der Disziplin des von seiner Krankheit gezeichneten Tschäppät würdigen auch politische Widersacher den für seinen Schalk bekannten Berner. Er wollte im Ratssaal sitzen, nicht im Spital liegen – auch wenn er abends dahin musste.

Viele Ratskollegen und Genossen, aber auch Vertreter von Stadt und Kanton Bern, haben Tschäppät heute die letzte Ehre erwiesen. Die nationalrätliche Rechtskommission, deren Vizepräsident er war, unterbrach für die Trauerfeier sogar ihre heutige Sitzung.

Ein Kondolenzbuch für den verstorbenen ehemaligen Berner Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät lag neben einem Blumenstrauss und einer Fotografie Tschäppäts auf einem Tisch im Erlacherhof in Bern.
Foto: Keystone

Berner haben sich ins Kondolenzbuch eingetragen

Die Bernerinnen und Berner können nicht nur heute im Münster Abschied von «Alex» nehmen. Viele nutzten auch die Gelegenheit, sich im Kondolenzbuch einzutragen, das der Gemeinderat der Stadt Bern aufgelegt hatte.

Ein Bild des früheren Stapis und YB-Fans Tschäppät während einer Schweigeminute beim Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen den Berner Young Boys und dem FC Lugano am Sonntag, 13. Mai 2018, im Stade de Suisse in Bern.
Foto: Keystone

Sein YB hat von Tschäppät schon vergangenen Sonntag mit einer Schweigeminute Abschied genommen. Ein grosser Wunsch von ihm war vor seinem Tod noch in Erfüllung gegangen: YB, der «Schuttclub» seines Herzens, wurde nach 32 Jahren wieder Meister. Man möchte wetten, er hatte die gelb-schwarz geringelten Socken an, schrieb BLICK im Nachruf zu Berns Ex-Stapi. (pt)

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