Im gemütlichen Outfit drückt der pensionierte Akkord-Maurer Peter Frutiger (71) wütend auf der Fernbedienung herum. «Es geht wieder nicht», ärgert er sich in seinem Wohnzimmer in Unterseen BE. «Am liebsten würde ich diesen Fernseher zum Fenster rausschmeissen!»
Vor über einem halben Jahr hat er sich den neuen Fernseher geleistet. «Ich bin grosser Sport-Fan», sagt er. Er wolle auch diejenigen Spiele oder Wettkämpfe sehen, die nicht im linearen Programm übertragen werden. «Und früher habe ich die Sendungen immer auf dem Laptop online gesucht und mittels HDMI-Kabel am Fernseher geschaut.»
Neuer Fernseher, neues Problem
Doch der Kabelsalat und das Aufbauen seien ihm irgendwann zu mühsam geworden. Ausserdem habe er ständig Werbung für die kostenlose Streaming-Plattform «Play SRF» bzw. die Funktion des roten Knopfes auf der Fernbedienung gesehen. «Der Fernseher war aber zu alt dafür», erklärt Frutiger. Ein neuer musste her.
«Aber die Freude darüber hat nicht lange gehalten», so der ehemalige Büezer. «Der neue Fernseher funktioniert zwar, wenn man das normale Programm schauen möchte. Aber wenn ich meine Sportsendungen über den roten Knopf schauen will, kommt jedes Mal eine Fehlermeldung.»
Frutiger ist gefrustet
Gerade bei Schwingfesten sei es ärgerlich: «SRF zeigt bloss das Anschwingen und den Schlussgang, den Rest muss man über den roten Knopf schauen. Aber das funktioniert nicht.»
Jedes Mal erscheine die Fehlermeldung, dass die Geschwindigkeit der Internetverbindung nicht ausreiche und er den Anbieter kontaktieren solle. «Das haben wir aber längst getan und das Abo angepasst – erfolglos. Meine Frau war bestimmt schon zehnmal im Fachgeschäft, die Spezialisten vom Kabelanbieter waren sogar vor Ort und mit SRF sind wir auch in Kontakt. Aber die schieben sich den Schwarzen Peter bloss gegenseitig zu.»
Der eine beschuldigt den anderen
Als Blick nachfragt, bestätigen sich die Aussagen Frutigers: SRF schiebt dem Kabelanbieter Bödeli die Schuld in die Schuhe – und umgekehrt. Auf Anfrage schreibt die SRF-Medienstelle, «Play SRF» sei sowieso nicht das Problem. Wenn, dann sei es die Funktion HbbTV in der Zuständigkeit der Tochtergesellschaft Swiss TXT: «Der Fehler liegt nicht an unserer Infrastruktur oder den Problemen mit den Sportübertragungen als HbbTV-Livestream. Der Fehler ist an der TV-Box von Kabelfernsehen Bödeli zu suchen.»
Bei Bödeli wiederum winkt man ab. CEO Walter Balmer (49) verweist auf eine Stellungnahme, die SRF im Juli 2022 auf der eigenen Website publiziert hat. Dort steht tatsächlich: «Aktuell kann es bei Sport-Übertragungen auf HbbTV zu Problemen kommen. (...) Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten und bitten um Geduld.» Liegt der Fehler nun also doch bei SRF? Balmer ist davon überzeugt.
Insgesamt drei Kunden hätten sich bei ihm mit dem Problem gemeldet. Trotz Gesprächen mit den Zuständigen bei Swiss TXT sei bislang nichts geschehen – die Situation sei auch für den Kabelanbieter mühsam: «Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, jetzt liegt der Ball bei Swiss TXT.»
Bitter für Peter Frutiger, der einfach nur sein TV-Programm schauen möchte.