Weltweit werden Hotspots von Touristen überrannt. Die riesigen Menschenmassen sorgen bei der lokalen Bevölkerung für rote Köpfe. Immer mehr Orte müssen Massnahmen ergreifen, um dem Ansturm Herr zu werden.
Davon ist auch der Kanton Bern nicht ausgenommen. Wegen seines Auftritts in einer Netflix-Serie wird ein Steg am Brienzersee in Iseltwald von koreanischen Touristen überrannt. Im Frühling hat die Berner Oberländer Gemeinde ein Drehkreuz aufgestellt – und bittet die Besucher fürs Selfie zur Kasse. Auch Reisecars können nicht mehr einfach so in den Ort hineinfahren. Nur gegen Voranmeldung und eine Gebür von 50 Franken ist die Zufahrt möglich.
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Dennoch: Für die Einheimischen sind die Touristen zu viel. Über 20 Reisecars pro Tag würden zeitweise ins Dorf einfahren, berichtet ein Anwohner der «Berner Zeitung». Viele der Tagestouristen würden Iseltwald nichts bringen. «Sie hinterlassen oft nur volle Abfallkübel», erzählt der Inhaber des Dorfladens. An kalten Tagen würden die Touristen oft in den Laden kommen, um sich aufzuwärmen. Kaufen würden sie nichts.
«Respektlosigkeit, Frechheit und Arroganz»
Die Touristenmassen lösen bei den Einheimischen keine Freude aus. Ein Pensionär sagt gegenüber der Zeitung: «Manche trampeln in den Privatgärten herum und klauen Äpfel von den Bäumen.» Mittlerweile musste sogar ein Sicherheitsdienst engagiert werden, der für Ordnung sorgt.
Auch am Oeschinensee sorgten Touristenmassen diesen Sommer für eine Eskalation. Das Hotel blieb diesen Sommer geschlossen, das Restaurant lief auf Selbstbedienung. In einem Post auf Facebook erklärte das Besitzerpaar, die Mitarbeiter würden mit «kaum erfüllbaren Gästeerwartungen» konfrontiert. Und: «Oft ist die Servicecrew einer gesellschaftlichen Respektlosigkeit, Frechheit und Arroganz ausgesetzt.» Selbst erfahrene Gastronomen wüssten nicht, wie sie «Belästigungen, abschätzigen Bemerkungen, Pöbeleien und gar Morddrohungen» wegstecken sollten.
Gegenüber der «Berner Zeitung» sagt das Paar nun, dass sich die Anpassungen bewährt hätten. Allerdings sei nach wie vor viel los. Vor zwei Jahren mussten Ranger eingestellt werden, die rund um den See für Ordnung sorgen. Touristen würden Abfall auf den Boden schmeissen, Drohnen steigen lassen oder das Campier-Verbot ignorieren.
Schweiz-Tourismus-Direktor Martin Nydegger sagt gegenüber der Zeitung, es gebe kein Overtourism-Problem. Allerdings rechnet auch er damit, dass es in Zukunft vermehrt Regulierungen an den Hotspots geben wird. «Wenn es nicht mehr kontrollierbar wird, braucht es Regulierungen.» (zis)