Blutüberströmt kommt die Frau in der Nacht vom 8. auf den 9. November 2022 in die Notfallübernahme. An einer Wunde auf ihrer Stirn hängt die Haut herunter, ihr Nasenbein ist gebrochen, notiert werden ausserdem mehrere kleine Wunden und Schürfungen. Begleitet wird sie von ihrem Mann (40). Bei der Untersuchung sagt die Frau, ihr Partner habe sie geschlagen.
Was den Fall besonders macht: Als Tatwaffe soll unter anderem ein alter Hula-Hoop-Reifen verwendet worden sein, der sich aus mehreren Segmenten zusammensetzte. Jetzt landete der Fall vor dem Regionalgericht Oberland in Thun, wie die «Berner Zeitung» berichtet.
Auf sie gesetzt und zugeschlagen
Seit der Gewalt-Eskalation sitzt der Mann in Untersuchungshaft. Er bestritt, seine Frau geschlagen zu haben, gab aber zu, dass er den Hula-Hoop-Reifen in ihre Richtung geworfen habe. Erst später habe er bemerkt, dass seine Frau blutete.
Diese behauptete bei der Verhandlung, ihr Mann habe den Reifen nach ihr geworfen, weil sie ihm nicht sexuell zur Verfügung stehen wollte. Dann habe er sich auf sie gesetzt, mit Fäusten und einem Gegenstand auf sie eingeprügelt und gedroht, sie zu töten.
Familie war polizeibekannt
Der Verdächtige war nicht nur wegen der Gewalt-Eskalation im November angeklagt. Ihm wurden zudem Vergewaltigung, mehrfache Drohung und Tätlichkeiten vorgeworfen. Die Vorfälle betreffen seinen Sohn, den er von 2020 bis 2022 mit einem Gegenstand aus Holz malträtiert haben soll.
Die Familie, die aus dem Iran in die Schweiz gereist war, war den Behörden bereits bekannt. Mehrfach hatte die Frau in der Vergangenheit Anzeige gestellt, zu einem Gerichtsverfahren war es jedoch bisher nicht gekommen.
Der Staatsanwalt hat wegen vorsätzlicher Tötung eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren für die Hula-Hoop-Attacke und eine Geldstrafe für die anderen Delikte beantragt. Das Urteil wird am 6. Juni gefällt. (nad)