Am Montagnachmittag zogen erneut schwerere Gewitter über die Schweiz – ganz besonders stark betroffen waren das Emmental und das Berner Oberland. In der Innerschweiz traten Flüsse über die Ufer. So waren etwa in Kriens LU überflutete Strassen zu sehen. Blick besuchte die vom Unwetter betroffenen Orte.
Die Spuren des Unwetters sind in Kriens auch noch am Dienstag sichtbar. So wurde die Garage von Johann Sigrist (80) überschwemmt. «Es ist Schlamm unter dem Garagentor in die Garage gelaufen», erklärt der Rentner. «Das Wasser konnte nicht durch den Kanal ablaufen.» Die Luzerner Gemeinde war besonders hart vom Unwetter betroffen.
Überschwemmungen setzen Keller und Garagen unter Wasser
Auch der Krienser Gärtner Yasar Erciyas hat mit den Folgen der Überschwemmungen zu kämpfen. «Wir haben um acht Uhr begonnen, zu dritt den Dreck des Unwetters wegzuräumen. Aber wir sind auch jetzt noch nicht fertig. Wir müssen auch noch einen anderen Parkplatz und eine Garage putzen. Es ist zwar nichts kaputt, aber alles ist dreckig.» In Kriens stand das Wasser am Montag teils so hoch, dass man sogar darin baden konnte.
Monika Fischer (55) ist verantwortlich für einen Wohnblock in Kriens, der am Montag von einem Bach geflutet wurde. «Der kleine Bach wurde zum reissenden Fluss und setze den ganzen Keller unter Wasser», erklärt Fischer. «Betroffen sind Lift, Heizungsraum, private Kellerabteile und private Garagen. Aber ich bin vor allem froh, dass keine Menschen zu Schaden kamen.»
Beim Unwetter sammelte sich im Keller des Wohnblocks das ganze Wasser an und stieg auf eine Höhe von 20 Zentimetern. Die Feuerwehr hat das Gebäude mittlerweile wieder ausgepumpt.
«Fünf Millionen Liter Wasser im Club!»
Auch der «Vegas Club» in Kriens blieb von den Wassermassen nicht verschont. «Unser Club ist grösstenteils unter dem Boden und wurde mit Wasser gefüllt», sagt Besitzer Philipp Waldis (41) zu Blick. «Das Wasser war teilweise bis zu acht Meter tief, insgesamt dürften sich fünf Millionen Liter Wasser im Club gesammelt haben.»
Im dunklen Club lässt sich die Tanzfläche nur noch erahnen – braune Wassermassen und umherschwimmendes Mobiliar bedecken den unteren Teil der Räumlichkeiten. «Es geht in Richtung Totalschaden, der sicher im siebenstelligen Bereich sein wird. Wir haben alle Veranstaltungen abgesagt. Bis zur Wiedereröffnung wird es noch Monate dauern.» Momentan funktionieren Waldis und seine Mitarbeitenden «nur noch im Krisenmodus».
Hotel-Restaurant Kemmeriboden-Bad komplett geflutet
In Kemmeribodenbad in der Gemeinde Schangnau BE drang Wasser in das beliebte Hotel-Restaurant ein. Das Gebäude wurde komplett geflutet, wie die Hotelleitung mitteilt. «Mein Herzschlag hat sich verdoppelt, als ich gestern kurz nach 16 Uhr die Nachricht erhalten habe», so Claudia Rindlisbacher, Regierungsstatthalterin des Verwaltungskreis Emmental. Als sie gehört habe, dass die Überschwemmungen so heftig seien wie 2014, habe sie umgehend die ersten Schritte eingeleitet.
Trotz der heftigen Überschwemmungen sind keine Personen zu Schaden gekommen. Im Kemmeriboden-Bad, auf dem Hof Schwand und im Ortsteil Bumbach entstand jedoch grosser Sachschaden. Man konnte diverse Verwüstungen entlang der Emme feststellen. «Als Massnahme haben wir hier in Bumbach umgehend einen Kommandoposten eingerichtet und Rekognoszierungen vor Ort vorgenommen», so Rüfenacht. Kantonale Stellen und diverse Einsatzkräfte seien an den Schadensplätzen eingesetzt worden. Schon gestern habe man die Wanderwege grossräumig gesperrt. (chs)