Der Entscheid einer Berner Beiz löste im Sommer eine Debatte aus: Das Konzert der Reggae-Band Lauwarm wurde abgebrochen. Der Grund: Die Band, die aus weissen Männern besteht, spielte jamaikanische Musik, schmückte sich mit Dreadlocks und bunten Kleidern aus Senegal und Gambia. Nach Beschwerden aus dem Publikum war für die Betreiber der Beiz klar, dass sie diese Form der «kulturellen Aneignung» nicht dulden wollen.
Nun zeigt ein weiterer Vorfall, der sich vor einigen Wochen ereignet hat, dass der Kreis der Unerwünschten in der Beiz noch grösser ist. Armeeangehörigen wurde die Bedienung verweigert, erzählt ein Betroffener 20 Minuten. Ein Mitarbeiter der Brasserie habe dem Mann und seinen vier Kollegen gesagt, er werde sie nicht bedienen, solange sie Uniformen tragen.
GSoA-Shirt als Alternative
Einfach weggescheucht habe der Mitarbeiter sie allerdings nicht: «Wenn wir unsere Uniformen auszögen, würde man uns aber Ersatzkleider zur Verfügung stellen. Dann wäre alles in Ordnung und man würde uns bedienen», berichtet der Armeeangehörige. Als Alternative habe man den fünf Männern T-Shirts der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) angeboten.
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Dass die Armeeangehörigen ihre Tarnanzüge nicht freiwillig tragen, habe den Mitarbeiter nicht interessiert. Dass der Vorschlag des Mitarbeiters nicht gehe, bestätigt auch die Schweizer Armee gegenüber Blick. «Während der Zeit im Dienst können sich die Soldatinnen und Soldaten nicht einfach umziehen», sagt Armeesprecher Mirco Baumann. «Wie die Uniform zu tragen ist, wird reglementarisch festgehalten.»
Nach etwa zehn Minuten gaben die fünf Männer auf. Für das Vorgehen der Brasserie fehle jegliches Verständnis. «Sie geben sich da sozial und integrativ. Aber es ist doch auch nicht sozial, uns für unsere Uniformen hinauszuwerfen, für die wir nichts können», sagt der Mann zu «20 Minuten».
Auch Armeesprecher Baumann kann den Vorfall nicht gutheissen. «Das ist schade und sehr bedauerlich», sagt er zu Blick. Er betont, dass die Soldatinnen und Soldaten als Teil der Milizarmee zugleich auch Schweizer Bürgerinnen und Bürger seien. «Sie tragen die Uniform, um die Bevölkerung und die Werte der Schweiz zu schützen.»
Brasserie: «Uniformen unerwünscht»
Zwar bietet die Brasserie Lorraine laut ihrer Website «Platz für alle, die respektvoll miteinander umgehen», aber: «Rassismus, Sexismus und Uniformen sind unerwünscht.» Auf Anfrage von «20 Minuten» will sich die Berner Beiz nicht zum Vorfall äussern. Dass dieses Vorgehen bei Menschen in Militäruniformen gang und gäbe ist, bestätigt das Unternehmen allerdings.
Der Grund dafür sei die «antimilitaristische und pazifistische Tradition» der Brasserie: «So war seit den 80er-Jahren für lange Jahre die Beratungsstelle für Militärdienstverweigerung in unserem Haus eingemietet.» Die Beiz betont aber, dass sie ausschliesslich Militäruniformen für problematisch hält. (bab)
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