Es gibt nichts Schlimmeres für eine Mutter, als das eigene Kind beerdigen zu müssen. Sandra Gehring (53) aus Studen BE musste genau dies erleiden. Wegen eines angeborenen Herzfehlers verlor sie ihre Tochter Rahel (†29). «Rahel war erst 29 Jahre jung. Ihr Herz hatte keine Kraft mehr», sagt die Mutter zu BLICK.
Jetzt zwingt das Schicksal Sandra Gehring zum zweiten Mal, Todesangst um eines ihrer vier Kinder durchleben zu müssen. Auch das Herz ihrer zweiten Tochter, Nastassja (25), ist müde. So müde, dass die Mutter des dreijährigen Aaron dringend ein gesundes Spenderherz braucht, um weiterleben zu können (BLICK berichtete). «Die Situation ist extrem gefährlich. Die Nebenwirkungen sind ein klarer Hinweis, dass es bei Nastassja ernst wird», sagt die verzweifelte Mutter.
«Jeden Tag hätte Rahel nicht mehr da sein können»
Sie erinnert sich zurück. Vor sechs Jahren, als Tochter Rahel ein neues Herz gebraucht hätte. «Jeden Tag dachte ich, Rahel kann eines Tages nicht mehr da sein.» Die Todesangst habe ihre Tochter gequält. «Ihr psychischer Zustand war gar nicht gut. Sie wusste, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte.»
Verzweifelt habe sie die Hand der Mutter gehalten, flehte sie an, das Spital nicht zu verlassen. «Ich sagte zu ihr, ich komme wieder. Wir umarmten uns ...», sagt Mutter Gehring. Ihre Stimme stockt. Es sollte das letzte Mal sein, dass sie ihre Tochter Rahel lebend sah.
«Dass Nastassja stirbt, darf nicht passieren»
Quälende Erinnerungen, die jetzt alle wieder hochkommen. Die Frage, wie lange das Herz ihrer zweiten Tochter Nastassja noch pumpen möge. «Ich will nicht auch noch meine zweite Tochter verlieren», sagt Gehring. «Das darf einfach nicht passieren. Nastassja ist Mutter eines kleinen Kindes. Sie ist so jung, hat das ganze Leben noch vor sich.»
Was würde der dreijährige Sohn Aaron ohne seine Mutter machen? Sie versuche, solche Gedanken zu verdrängen. Sie will Nastassja mit positiven Gedanken unterstützen. Nicht mit «solchen Themen» konfrontieren. «Diesen Fehler habe ich schon bei Rahel gemacht. Als ich ihr beistehen wollte und fragte, wie sie bestattet werden wolle.»
Hoffnung und Glaube verdrängen Todesangst
Hoffnung und Glaube stehen im Vordergrund. «Wenn man fest an etwas glaubt, dann klappt es auch. Man darf die Hoffnung nie verlieren.» Sie bewundert die Stärke und den Mut ihrer Tochter. «Trotz ihrer Todesangst lacht sie immer und macht Witze. Es tut weh und gut zugleich, wenn sie lacht.» Doch nicht immer findet sie die Kraft. Gehring: «Dann weint sie, hat Angst und weiss nicht weiter.»
Doch Nastassja will nicht aufgeben. So engagiert sie sich bei der Unterschriftensammlung der lancierten Volksinitiative. Ihre Mutter: «Sie will die Bevölkerung sensibilisieren. Wenn man nicht betroffen ist, denkt man darüber nicht nach.»
Doch auch wenn ein Herz gespendet würde, so müsste Nastassja trotzdem warten. Mutter Gehring: «Es gibt eine Warteliste. Wir wissen nicht, ob sie als Erste das Herz bekommen würde.»