Nastassja Gehring (25) braucht ein Herz. Ein gesundes, um weiterleben zu können. Und zwar möglichst schnell. Denn ihr eigenes ist krank, jede Anstrengung kann tödlich für sie sein. Grund ist ein angeborener Herzfehler.
«Mein Herzmuskel ist grösser als bei gesunden Menschen. Dafür pumpt mein Herz mehr als ein gesundes und wird schnell müde», sagt die junge Tessinerin zu BLICK.
Hoffnung auf den erlösenden Anruf
Im August verschlechterte sich ihr Zustand dramatisch. «Ich hatte Schwierigkeiten zu atmen, und es bildete sich viel Wasser im Körper. Das verursachte auch eine schnelle Gewichtszunahme.» Nun wartet sie auf ein Spenderherz und hofft jeden Tag auf den erlösenden Anruf von Swisstransplant. Bisher vergeblich.
Dennoch: Mit ihrer positiven Lebenseinstellung versucht die junge Mutter, jeden Tag so gut zu leben, wie es eben geht. Ihr dreijähriger Sohn Aaron gibt ihr Kraft. «Er ist mein Wunder. Nur schon dass ich die Schwangerschaft überlebt habe.» Er sagt immer zu ihr: «Wenn du ein neues Herz bekommst, Mami, dann wirst du eine Super-Heldin sein.»
Von ihrem Herzfehler erfuhr sie, als sie elf Jahre alt war. «Mein Herz ist übermüdet. Ich bin sehr schnell ausser Atem. Alles, was ich mache, muss ich langsam machen.»
Seit sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert hat, kann die Büroangestellte nicht mehr arbeiten und ist auf die Hilfe der Spitex angewiesen. Gehrings grösster Wunsch: «Eine zweite Chance zu bekommen, um ein neues Leben führen zu können.»
Sobald sie das neue Herz haben werde, fahre sie sofort mit ihrem Sohn in die Ferien. «Ich gehe joggen und werde ganz viel Sport treiben.» Wie lange sie auf das Herz warten muss, weiss niemand so genau.
Die Wartezeit für ein neues Herz beträgt mindestens ein Jahr
In der Schweiz warten Patienten im Durchschnitt rund ein Jahr auf ein Herz. Der Mangel an Spenderorganen sei in der Schweiz sehr ausgeprägt (siehe Box).
Die Schweiz braucht mehr Organspender, sagt Gehring. Mit Herzblut vertritt sie die Volksinitiative, die von der Bewegung «Jeune Chambre Internationale Riviera» im Oktober lanciert wurde. Die Bewegung fordert eine Verfassungsänderung, die besagt, dass jede verstorbene Person zum potenziellen Spender werden soll, wenn sie dies zu Lebzeiten nicht ausdrücklich ablehnt.
Die junge Mutter spricht Zweiflern ins Gewissen: «Die Leute sollen wissen, dass andere Menschen auf Organspenden angewiesen sind, um weiterleben zu können.» Sie selber sei sich dessen auch nicht bewusst gewesen – bis zu dem Moment, als sie selbst zur Betroffenen wurde.