Traurig streichelt Sändy G.** (42) den schwarzen Kater Prinz. Sie drückt ihm einen Kuss aufs Fell. Er ist eine der wenigen Erinnerungen, die der Hausfrau an ihre Schwester Martina B.* (†38) bleiben. «Für mich war sofort klar, dass Prinz bei uns einzieht. Er ist für mich wie ein Stück Seele meiner verstorbenen Schwester», sagt sie zu BLICK.
Martina B. wurde am Weihnachtstag in Bolligen BE von ihrem Freund Ralf K.* (34) erschossen. Die Verkäuferin wurde in kritischem Zustand ins Spital gebracht. Dort erlag die Mutter einer Tochter (15) ihren schweren Verletzungen.
Es ging um Drogengeld
Der Möchtegern-Rocker beichtete die Tat nach BLICK-Informationen unmittelbar danach via Facetime einem Kollegen. Dieser riet dem Todesschützen, sich der Polizei zu stellen. Mittlerweile ist er in einer psychiatrischen Klinik untergebracht, wie es aus dem familiären Umfeld heisst.
Doch warum griff er zur Waffe und erschoss seine Freundin? Es ging um Drogengeld! Ralf K. dealte offenbar mit Koks und vermisste Bares. «1400 Franken sollen verschwunden sein. Ralf hat dann die Tochter meiner Schwester beschuldigt, sie habe ihm drei Monate zuvor das Geld geklaut», erklärt Sändy G. Aber: «Das hätte sie nie gemacht!»
Ralf K. sprach Drohungen aus
Die Bernerin meint traurig: «Ich habe ihn immer als unberechenbar eingeschätzt und Martina von der Beziehung abgeraten. Aber wenn ich gewusst hätte, wozu der Typ fähig ist, dann hätte ich meiner Schwester mehr Druck gemacht, sich zu trennen.»
Heftigen verbalen Streit habe es beim Paar aus Bolligen in den gemeinsamen zwei oder drei Jahren oft gegeben. Dass der Kampfhunde-Besitzer aber auch schlimme Drohungen ausgesprochen hatte, erfuhr G. erst nach der Horrortat. Direkt von ihrer Nichte.
«Manchmal weinen wir auch beide zusammen»
Der Teenager mache sich daher Vorwürfe, sagt Sändy G.: «Sie sagt oft, sie bereue, uns nicht in alles eingeweiht zu haben, was zu Hause schiefgelaufen ist.» Abends im Bett weine die Tochter oft um ihre Mutter und schaue sich alte Fotos an.
«Manchmal weinen wir auch beide zusammen», so die Nail-Designerin. «Martina war einfach zu lieb und zu gutgläubig. Sie ist in der Liebe mehrmals an die falschen Menschen geraten. Aber wir müssen jetzt weitermachen. Sie hätte das so gewollt.»
Tochter steht vor einem Schuldenberg
Wie genau es weitergehen soll, stehe im Moment aber noch in den Sternen. Die erschossene Verkäuferin hinterlässt ihrer Tochter offenbar einen grossen Berg Schulden. Die Jugendliche steht also ohne Mutter da und mit einem leiblichen Vater, der selbst von der Sozialhilfe lebt.
Verschämt sagt Sändy G.: «Ja, wir wären wirklich froh um Hilfe. Vielleicht richten wir bald ein Spendenkonto ein.» Sie will eine bessere Zukunft für ihre Nichte: «Sie soll trotz der Tragödie etwas aus ihrem Leben machen können.»
* Name geändert
** Name bekannt