Der ehemalige Finanzverwalter von Vechigen BE wollte alles unter den Teppich kehren. Über 14 Jahre deckte er die Verluste seiner persönlichen Börsenspekulationen mit dem Geld der Gemeinde und anderen Institutionen ab, bei denen er tätig war.
Wie der Mann gegenüber dem Newsportal Bern-Ost und der «Berner Zeitung» beteuert, habe er sich mit dem Geld nicht persönlich bereichert. Doch seine Börsengeschäfte waren derart erfolglos, dass er immer neue Löcher stopfen musste.
Die Spuren in der Buchhaltung konnte er als Finanzverwalter lange relativ einfach verwischen. Trotzdem habe er jedes Jahr vor der Revision wieder «Blut und Wasser geschwitzt», wie er erzählt. Der Mann bediente sich auch in der Kasse der Kirchgemeinde Vechigen und in jener des früheren Wasserverbunds Vechigen-Stettlen.
Am Anfang warens 125'000 Franken der Kirchgemeinde
Laut seinen Aussagen begann alles im Jahr 2002. Damals habe er für einen Bekannten an der Börse spekuliert und auch eigenes Geld eingesetzt. Um den Verlust zu decken, hob er 125'000 Franken vom Bankkonto der Kirchgemeinde Vechigen ab, wo er damals ebenfalls Finanzverwalter war. Doch das Geld verlor er wieder an der Börse. Bis 2004 verspekulierte er so eine halbe Million Franken von der Kirchgemeinde.
Um das Loch bei der Kirchgemeinde zu stopfen, bediente er sich in der Kasse der Einwohnergemeinde. Dann nahm er ein Darlehen von einer Versicherung für den damaligen Wasserverbund Vechigen-Stettlen auf, beglich damit die Rechnung der Gemeinde aus und spekulierte mit dem Rest wieder an der Börse.
Schuldenberg wuchs auf vier Millionen an
Bei seinen Machenschaften schreckte der Finanzverwalter auch vor Urkundenfälschung nicht zurück, wie er selbst erklärt. Vergangene Woche wurden ihm schliesslich die gefälschte Unterschriften zum Verhängnis. Die Verluste hatten sich bis dahin auf vier Millionen Franken erhöht. Das entsprechende Finanzloch hatte der Mann zuletzt gänzlich auf die Gemeindekasse von Vechigen verlagert.
Den fehlenden Betrag vertuschte der Finanzverwalter mit einem Darlehen der Gemeinde Ittigen BE. Weil der Mann dieses verlängern wollte, trafen bei der Gemeindeverwaltung Vechigen Dokumente mit gefälschten Unterschriften ein, worauf die Unstimmigkeiten letzte Woche entdeckt wurden. Um ein Darlehen aufzunehmen, brauche es die Unterschrift der Gemeindepräsidentin und des Gemeindeschreibers. Diese habe er gefälscht, gibt er zu. Die Konsequenz: Der Finanzverwalter wurde fristlos entlassen.
«Ich bin froh, ist endlich alles rausgekommen»
Es sei «wie bei einer Sucht» gewesen. «Ich bereue zutiefst, was ich getan habe. Ich hatte schlaflose Nächte, enormen Stress. Und doch hätte es noch mehr Mut gebraucht, das Ganze zu beenden und alles zu gestehen.»
Seit 2016 habe er kein neues Geld für Börsenspekulationen mehr aufgenommen, das ihm nicht gehörte, beteuert der Mann. «Ich bin froh, ist endlich alles rausgekommen. Die letzten Jahre waren für mich eine Qual – und Ende Jahr wäre sowieso alles aufgeflogen.» Der entlassene Finanzverwalter wäre Ende Mai pensioniert worden und hätte deshalb das Finanzloch nicht länger verdecken können. (noo)