«Es tut weh, zu sehen, wie 11 Hektar Land zerschnitten werden»
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Bahndepot spaltet Schöftland:«11 Hektar Land werden einfach zerschnitten»

Wegen Bahndepot in Schöftland AG
Aargauer Gemeinde stürzt ihren Ammann

Um das Landwirtschaftsgebiet Hegmatte in Schöftland AG tobt seit Jahren ein heftiger Streit. Der bisherige Gemeindeammann Rolf Buchser (57) wollte dort auf Biegen und Brechen ein Bahndepot bauen. Jetzt haben ihn die Projekt-Gegner aus dem Amt gedrängt.
Publiziert: 26.09.2021 um 17:33 Uhr
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Aktualisiert: 27.09.2021 um 15:13 Uhr
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Abgewählt! Gemeindeammann Rolf Buchser (57) wollte auf der Hegmatte ein Bahndepot bauen – obwohl sich 81 Prozent der Wähler aus dem 4500-Seelen-Dorf gegen das Projekt gestellt hatten.
Foto: CH Media/Alex Spichale

Abgewählt! Es ist das böse Ende einer langen Karriere in der Kommunalpolitik: In Schöftland ist Rolf Buchser (57, FDP) als Gemeindeammann nicht bestätigt worden. Und es kommt noch dicker: Er erreichte nicht einmal das absolute Mehr für die Wiederwahl in den Gemeinderat. Bitter: Von allen acht Gemeinderats-Kandidaten erreichte Buchser sogar die wenigsten Stimmen.

Seit 13 Jahren gehörte Rolf Buchser dem Gemeinderat an, seit sieben Jahren war er Vorsitzender des Fünfergremiums. Doch zuletzt peitschte ihm der politische Gegenwind mitten ins Gesicht, wie Blick berichtete. Die Schöftler wollten ihn stürzen!

Abgewählter Ammann wollte Ackerland zubetonieren

Es ging um den geplanten Bau eines Bahndepots. Rolf Buchser wollte dieses Bahndepot für die Aargau Verkehr AG (AVA) unbedingt realisieren – und hätte auf der «Hegmatte» dafür elf Hektare Ackerboden geopfert. Das entspricht rund 15 Fussballfeldern.

Im Dorf mit den 4500 Einwohnern passte das der grossen Mehrheit nicht: Ein neu gegründeter Verein lancierten eine Initiative, die vorsah, das Gebiet für die Landwirtschaft zu erhalten und in eine Schutzzone umzuwandeln. Die Initiative wurde letzten November mit 81 Prozent Ja-Stimmen angenommen.

Trotz des deutlichen Signals aus seiner Gemeinde trieb Gemeindeammann Rolf Buchser das Bahndepot-Projekt weiter voran. Auf Biegen und Brechen sollte das umstrittene Bahndepot realisiert werden.

Amman gestürzt, eigene Kandidaten allerdings nicht alle erfolgreich

Jene Schöftler, die sich politisch zusammengeschlossen hatten, um die Hegmatte vor dem Tod durch Beton zu bewahren, setzten sich nach der gewonnenen Initiative ein neues Ziel. Sie wollten Buchser aus dem Amt drängen – unter anderem mit zwei Gegenkandidaten. Ihr oberstes Ziel, Buchser loszuwerden, ist ihnen nun gelungen.

Von den zwei aufgestellten Gegenkandidaten schaffte es aber nur ein Hegmatte-Schützer in den Gemeinderat: Andres Wälty (parteilos). Der vom Hegmatte-Verein aufgestellte Ammann-Kandidat Mauro Bino (Die Mitte) verpasste den Sprung in den Gemeinderat dagegen knapp. Er erreichte zwar das absolute Mehr, schied aber als Überzähliger aus – und ist damit auch aus dem Rennen ums Amt des Ammanns.

Der fünfköpfige Gemeinderat besteht nun neu aus vier Bisherigen und Andres Wälty. Unter den Gewählten kandidierte nur Anja Gestmann (SP, bisher) für das Amt des Ammans – sie dürfte darum im zweiten Wahlgang still gewählt werden. (noo/ct)

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