Im Februar 2022 lag im Könizbergwald in Niederwangen BE ein totes Mädchen. Lisa M.* (†8) hatte schwere Kopfverletzungen. Am Tag darauf klickten für ihre Mutter Erika M.* (32) die Handschellen. Ihr wird vorgeworfen, das Kind mit einem Stein erschlagen zu haben.
Erika M. sitzt seither in U-Haft. Die Berner Staatsanwaltschaft hat die Mutter wegen Mordes und eventuell vorsätzlicher Tötung angeklagt. Prozessstart vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland ist der 5. Juni. Für den Ex-Freund der Beschuldigten kommt damit die ganze Geschichte wieder hoch: «Der Gedanke, dass ich eine Mörderin geliebt haben könnte, ist schrecklich», sagt N.* zu «20 Minuten». «Je mehr ich darüber nachdenke und je mehr Details zur Tat bekannt werden, desto tiefer gelange ich in eine Gedankenspirale, aus der ich kaum herauskomme. Das ist unglaublich belastend.»
Sechs Monate zusammengewohnt
Der Berner war ab 2019 für rund ein Jahr mit Erika M. liiert. Während sechs Monaten habe das Paar mit Lisa in einer gemeinsamen Wohnung gelebt. N.: «Als ich die Berichte über die Tat las, verlor ich den Boden unter den Füssen. Ich wollte es nicht wahrhaben.» Er sei psychisch am Ende und habe sich Hilfe holen müssen, erinnert sich der Ex-Freund.
Seit der Trennung habe er keinen Kontakt mehr zu Erika M., erklärt er weiter. Was über sie berichtet wurde, habe aber nicht auf den Menschen gepasst, den er einmal gekannt habe. «Damals hat sie sich immer reizend um ihre Tochter gekümmert.»
«Wir waren wie eine kleine Familie»
N. kann sich nicht vorstellen, was Erika M. zu dieser Horror-Tat getrieben haben könnte. Die Beziehung mit ihr sei harmonisch und eine «wunderschöne Zeit» gewesen. «Wir waren wie eine kleine Familie», erinnert sich der Berner. Er habe mit den beiden viel zusammen unternommen. Da Erika M. abends arbeitete, habe er sich oft um die Kleine gekümmert. «Ich habe sie zu den Grosseltern gebracht und sie regelmässig ins Bett getan.»
Ob er als Zuschauer am Prozess teilnehmen wird, weiss N. noch nicht. «Ich bin aber froh, dass die Sache endlich verhandelt wird.»
DNA-Spur, Zeugenaussage
Wie die Staatsanwaltschaft im Januar erklärte, ist die Beschuldigte nicht geständig. Die Anklageerhebung stütze sich auf umfassende Indizien aus den Ermittlungen.
Nach der Tat wurde ein blutverschmierter Stein mit drei Haaren des Opfers sowie einer DNA-Spur der Mutter gefunden. Zudem sagte ein zwölfjähriger Bub aus, er habe Erika M. kurz vor der Tatzeit mit der Tochter in den Wald gehen sehen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
* Namen geändert