Im Berner Oberland ist es am Dienstag oberhalb von Kandersteg zu einem heftigen Felssturz gekommen. Rund 10'000 Kubikmeter Stein gingen in dem Gebiet, das als gefährdet bekannt ist und deshalb gesperrt ist, nieder. Ein Video zeigt, wie der Felssturz eine grosse Staubwolke aufwirbelt.
Auch am Tag danach war die Lage alles andere als entspannt: Wie die Gemeinde Kandersteg auf ihrer Webseite mitteilte, habe sich die Schuttrutschung am Spitze Stei beschleunigt. Sage und schreibe 500’000 Kubikmeter Fels, was dem Volumen von 650 Einfamilienhäusern entspricht, seien in Bewegung. Dies bei einer Geschwindigkeit von 20 cm/Tag. «Solch hohe Bewegungen wurden dort bisher nicht gemessen», schreibt die Gemeinde. Und das, obwohl die Behörde am Dienstag noch keine weiteren Abbrüche erwartet hätte.
Gefahrenstufe auf «gross» erhöht
Ein grösserer Felssturz könne deshalb in den nächsten Tagen nicht ausgeschlossen werden. Die Gefahrenstufe im gesperrten Gebiet werde deshalb auf «gross» erhöht. Der südliche Uferbereich beim Oeschinensee direkt ausserhalb der Sperrzone bleibe bis auf Weiteres gesperrt. Dort gelte neu die Gefahrenstufe «erheblich».
Bis Donnerstagmorgen verlangsamte sich die Hangbewegung wieder etwas. Aktuell rutscht der Schutthang mit deutlich weniger als zehn Zentimetern pro Tag, teilt die Gemeinde am frühen Donnerstagmorgen mit. Trotzdem: Die aktuellen Bewegungsraten taxiert die Gemeinde nach wie vor als erhöht.
Experten machen Rückgang des Permafrosts verantwortlich
Zu nennenswerten Stürzen ist es seit Mittwoch am Spitze Stei nicht mehr gekommen. Die Gefahrenstufen und Massnahmen werden weiterhin auf dem hohen Niveau des Vortags belassen. Sollte sich der Hang weiter beruhigen, könnte am Freitag eine Senkung des Sicherheitslevels auf jenes der Vorwoche ins Auge gefasst werden, heisst es in der Mitteilung der Gemeinde.
Der Spitze Stein ist ein Felsgebiet am Doldenhorn südlich des Oeschinensees. Seit 2018 ist er verstärkt in Bewegung. Am 20. Dezember 2019 brachen rund 15'000 Kubikmeter Fels ab und stürzten ins Tal. Verletzt wurde niemand. Experten führen die Verschiebungen auf den Rückgang des Permafrosts im Boden zurück. Das Gebiet wird mit technischen Geräten laufend überwacht. (SDA/dzc/noo)