Yannik Stern (25) wollte gerade ins Bett gehen, als es im Sozialhilfe-Bau in Lützelflüh-Goldbach BE in der Nacht auf Mittwoch kurz vor 1.30 Uhr plötzlich Tumult gegeben habe. «Auf einmal klopfte es, dann klingelte jemand, und ich habe mich schon gewundert», so der junge Mann im Gespräch mit Blick. «Mein Mitbewohner hat die Wohnungstüre geöffnet, und es kam uns schon eine Rauchwolke entgegen.»
Da der gelernte Verkäufer früher in der freiwilligen Feuerwehr gewesen sei, habe er nicht lange überlegen müssen, was zu tun sei. Sofort habe er Söhnchen Jerome (1) gepackt: «Es reichte gerade noch, um warme Kleidung für ihn, eine Jacke für mich und mein Handy einzupacken.» Alles andere habe er liegen lassen. «Es war schon alles voller Rauch. Bis in den ersten Stock hinunter habe ich nichts mehr gesehen und musste quasi blindlings die Treppe hinunter. Meinen Sohn habe ich dabei fest an mich gepresst», erinnert er sich an den bangen Moment.
«Wir haben nichts mehr»
Zum Glück schafften Vater und Sohn es heil aus dem brennenden Haus – auch fast alle anderen Bewohner konnten alleine nach draussen flüchten. Eine Person musste laut Feuerwehr-Einsatzleiter Armin Beer (48) mit einer Drehleiter aus einer Lukarne gerettet werden. Verletzt wurde jedoch niemand. Schliesslich quartierte man die Brandopfer vorübergehend in einer Mehrzweckhalle ein.
Dort sei Yannik Stern kurze Zeit später von der Realität eingeholt worden, zuvor habe er einfach funktioniert. «Ich bin erst vor vier Tagen eingezogen und wollte hier ein neues Leben beginnen», so der Arbeitssuchende. «Und nun ist unsere Wohnung im Obergeschoss komplett zerstört. Wir haben nichts mehr.»
Brandopfer wären dankbar für Spenden
Um Spenden wäre der Familienvater daher froh. «Wenn uns jemand helfen möchte, dann wäre ich sehr dankbar für Kleidung und Spielzeug für den Kleinen», sagt er. Da die Mutter von Jerome berufstätig sei, kümmere er sich unter der Woche nämlich oftmals um den Buben. Anziehsachen für sich selbst könne er hingegen bestimmt organisieren, auch ein provisorisches Dach über dem Kopf habe er gefunden: «Ich komme vorerst mal für zwei oder drei Tage bei einem Kollegen unter.»
Bei der Suche nach einem Unterschlupf werden die Bewohner – mehrheitlich Asylbewerber und Sozialhilfebezüger – auch von der Gemeinde unterstützt. Präsident Raymond Weber (55): «Manche haben weder ihre Papiere noch ein Portemonnaie. Sie haben nur noch die Kleider, die sie am Leib tragen.» Auch er ruft darum zum Spenden auf: «Sie brauchen das Nötigste, um zu leben.»