Wegen Kindstötung ist eine junge Frau am Montag in Moutier BE zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 15 Monaten verurteilt worden. Sie hatte ihr Neugeborenes Anfang 2019 in Reconvilier BE in einen Plastiksack gelegt und auf einem Schneehaufen abgelegt.
Dort fanden Strassenarbeiter später das leblose Kind. Der Fall hatte die ganze Region bewegt. Das Kind war bei der Geburt lebendig und gesund, wie die Untersuchungen zeigten.
Schwangerschaftsverweigerung, allein bei der Geburt
Ein psychiatrisches Gutachten kam zum Schluss, dass die Frau bis zur Entbindung, bei der sie allein war, an Schwangerschaftsverweigerung und während der Geburt unter akutem Stress gelitten hatte.
«Sie wussten, dass Sie das Kind zum sicheren Tod verurteilen, wenn Sie es auf diese Weise aussetzen», sagte die Einzelrichterin am Regionalgericht Berner Jura-Seeland bei der Urteilsverkündung. Das Verschulden wiege schwer.
Vater beteuert, nichts gewusst zu haben
Das Gericht verpflichtete die Frau zu einer ambulanten Therapie und setzte die bedingte Freiheitsstrafe tiefer an als von der Staatsanwaltschaft gefordert. Diese hatte 24 Monate verlangt. Die Verteidigung hatte sich für eine bedingte Geldstrafe ausgesprochen.
Der biologische Vater des Kindes gab an, bis zum Ende der Beziehung mit der Frau nicht gewusst zu haben, dass die Angeschuldigte schwanger war. Als Privatkläger verlangte er eine Genugtuung, was das Gericht aber ablehnte. (SDA)