Ehepaar Schär muss Traditionsbäckerei nach 128 Jahren aufgeben
«Ich höre mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf»

Die Schär Bäckerei-Konditorei in Ursenbach in Kanton Bern muss schliessen. Das Ehepaar fand über fünf Jahre lang keinen Nachfolger.
Publiziert: 26.07.2024 um 17:02 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2024 um 19:51 Uhr
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Nach 128 Jahren muss die Traditionsbäckerei von Ehepaar Heinz und Ursula Schär schliessen.
Foto: zVg
Liza Stoll

Nach 128 Jahren Familienbetrieb ist Schluss: Die traditionsreiche Bäckerei Schär in Ursenbach, im Oberaargau BE, macht dicht, wie Argovia Today berichtete. Trotz intensiver Suche konnte kein Nachfolger gefunden werden, wie das Inhaber-Ehepaar Ursula (60) und Heinz Schär (64) auf ihrer Homepage schreiben.

Gesundheitliche Probleme und Personalmangel zwingen das Ehepaar nun, den Betrieb fünf Monate vor der Pensionierung aufzugeben. Heinz Schär hatte vor zwei Jahren einen Schlaganfall: «Ich bin noch davongekommen. Meine Feinmotorik an der linken Hand ist weg und ich werde auch schneller müde», erzählt Schär am Telefon gegenüber Blick.

Für die Region wichtig

Heinz Schär war zwischen Langenthal und Huttwil der letzte Bäcker, der seine Waren dort verkaufte, wo sie auch produziert wurden. Bekannt war die Bäckerei vor allem für ihre Holzofenbrote. Hinzu kam ein breites Angebot an Backwaren, Sandwiches, Fleischwaren, Salaten und Süssigkeiten.

Drei Interessenten für eine Übernahme habe es in den letzten fünf Jahren gegeben, doch keiner habe sich als passend erwiesen. «Dem einen war der Betrieb zu klein, der zweite wollte sofort übernehmen und der dritte wollte lieber ein Spezialitätengeschäft eröffnen, statt eine traditionelle Bäckerei zu führen», erklärt Heinz Schär.

Heinz Schär erzählt, dass es schwierig sei, Personal zu finden. «Das liegt sicher auch an den Arbeitszeiten.» Er selbst steht um 1.15 Uhr in der Früh auf – am Mittag hat er Feierabend und geht schlafen. Am Abend muss er wieder bereit sein, um alles für den nächsten Tag vorzubereiten. Momentan hat er von einigen Teilzeitmitarbeiterinnen und Teilzeitmitarbeitern Unterstützung, diese können jedoch nur wenige Stunden aushelfen, weil sie noch anderweitige Verpflichtung haben.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Obwohl das Ehepaar traurig ist, ist Heinz Schär auch ein bisschen erleichtert. «Meine körperliche Verfassung macht es einfach nicht mehr mit. Ich höre mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf.»

Am 31. Juli ist die Bäckerei das letzte Mal geöffnet. Um sich bei den Kunden und Mitarbeitenden zu bedanken, organisieren sie am 27. Juli ein kleines Abschiedsfest im Laden. Dabei bekommen alle einen Kaffee oder ein Getränk mit etwas Feinem aus der Bäckerei. 

Trotz allem will das Ehepaar die Hoffnung auf eine Nachfolge noch nicht ganz aufgeben. Auf ihrer Homepage heisst es: «Selbstverständlich sind wir weiterhin offen und interessiert, wenn jemand eine Idee für eine Nachfolgelösung hat. So nach dem Motto: Die Hoffnung stirbt zuletzt.»

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