Fiese Betrugsmasche im Internet! Seit Wochen kursieren in sozialen Medien Inserate, die mit der Aussicht auf einen schnellen Bitcoin-Gewinn oder lukrativen Aktien-Deals locken. Besonders gemein: Die Gauner fälschen für ihre Abzock-Masche das Design bekannter Medienportale wie Blick.ch, missbrauchen bekannte Namen wie den von Roger Federer. Alles, um das Vertrauen ihrer Opfer zu gewinnen.
Blick-Leserin Désirée H.* (64) aus Biel BE stösst im Oktober im Internet auf einen falschen Blick-Artikel. Darin wird ihr versprochen: Sie könne in kurzer Zeit mit Bitcoin ein Vermögen machen. Das Beste dabei: Sie müsse nur etwas Geld einzahlen, den Rest übernehme ein Programm für sie. Ab da nimmt das Unheil seinen Lauf.
- Tönt ein Angebot zu gut, um wahr zu sein, hat es meist einen Haken. Denn: Auch im Internet kann man nicht einfach so Geld verdienen.
- Es empfiehlt sich, stets die Internetadresse (URL) zu überprüfen. Offizielle Blick-Artikel findest du immer unter der Adresse Blick.ch. Falsche Blick-Artikel erkennst du vor allem an der seltsamen URL, die im Browser ersichtlich ist.
- Gib nie persönliche Informationen, Passwörter, Kredikarteninformationen oder amtliche Dokumente weiter.
- Erlaube nie jemandem einen Fernzugriff auf deinen Computer.
- Versuche auf keinen Fall, bereits getätigte Investitionen zurückzuholen, indem du erneut Geld investierst.
- Die Schweizer Finanzmarktaufsicht führt eine Warnliste: Prüfe dort, ob der dubiose Anbieter verzeichnet ist.
- Viele Opfer schämen sich, die Betrugsfälle zu melden. Doch: Wer Polizei und Kreditkartenfirma früh genug informiert, hat grössere Chancen, das Geld zurückzubekommen.
- Tönt ein Angebot zu gut, um wahr zu sein, hat es meist einen Haken. Denn: Auch im Internet kann man nicht einfach so Geld verdienen.
- Es empfiehlt sich, stets die Internetadresse (URL) zu überprüfen. Offizielle Blick-Artikel findest du immer unter der Adresse Blick.ch. Falsche Blick-Artikel erkennst du vor allem an der seltsamen URL, die im Browser ersichtlich ist.
- Gib nie persönliche Informationen, Passwörter, Kredikarteninformationen oder amtliche Dokumente weiter.
- Erlaube nie jemandem einen Fernzugriff auf deinen Computer.
- Versuche auf keinen Fall, bereits getätigte Investitionen zurückzuholen, indem du erneut Geld investierst.
- Die Schweizer Finanzmarktaufsicht führt eine Warnliste: Prüfe dort, ob der dubiose Anbieter verzeichnet ist.
- Viele Opfer schämen sich, die Betrugsfälle zu melden. Doch: Wer Polizei und Kreditkartenfirma früh genug informiert, hat grössere Chancen, das Geld zurückzubekommen.
Dem Blick sagt die Rentnerin: «Ich bin sonst vorsichtig. Aber vergangenes Jahr starb mein Partner, ich bin nicht auf Rosen gebettet, und plötzlich hatte ich Existenzängste. Weil ich dachte, ich könne diesen Winter die Heizkosten nicht mehr bezahlen!» Sie erstellt ein Handelskonto bei der «Syos Börse», also beim vermeintlichen Unternehmen, und überweist 150 Franken.
Mit «Superbonus» gelockt
Und voilà: Kurz nachdem Désirée H. ihre Kleininvestition eingezahlt hat, zieht der Bitcoin-Kurs angeblich in hohem Tempo an. Sie erhält darum einen Anruf eines «Kundenberaters». Dieser rät ihr – in perfektem Hochdeutsch – aufgrund der guten Entwicklung an der Börse zu weiteren Investitionen. «Er sagte mir, es gebe einen Superbonus, und wollte, dass ich noch 500 Franken mehr einzahle», erzählt Désirée H. Also legt sie nach.
Eine bekannte Masche. Serdar Günal Rütsche (42), Chef der Abteilung Cybercrime der Kantonspolizei Zürich und Leiter des Schweizer Polizeinetzwerks gegen Cybercrime, sagt: «Die Betrüger generieren echt aussehende Webseiten und kontaktieren die potenziellen Opfer unter anderem telefonisch. Sie geben an, dass das entsprechende Angebot nur für kurze Zeit verfügbar ist, und melden sich immer wieder, um so Zeitdruck aufzubauen.»
Genau so passiert das Désirée H. Sie erhält ein Mail von Margaret Zucker, ihrer persönlichen «Anlageberaterin und Crypto-Traderin». Der Absender ist offensichtlich unseriös: Das Mail wurde von einem Google-Mail-Account gesendet, in der Signatur ersichtlich sind eine deutsche Telefonnummer und eine Adresse in Genf. Es ist diejenige des Genfer Finanzdepartements.
Gauner leiten Geld an sich selber weiter
Frau Zucker bittet die Seniorin schliesslich in ihrem Mail, ein Programm auf ihren Computer herunterzuladen, um ihr helfen zu können, «das System für den Handel einzurichten und die Kontonavigation zu erklären». H. tut wie geheissen, erteilt Zucker mittels Programm Zugriff auf ihren Computer. Ein folgenschwerer Fehler.
Denn: Es ist bloss ein weiterer Versuch der Kriminellen, ein Maximum aus ihrem Betrug herauszuholen. Kurz zuvor sollte nämlich Désirée H. bei Swissborg, einer seriösen Schweizer Plattform zum Handeln von Kryptowährungen, ein Konto erstellen und die 500 Franken einzahlen. Bloss: Als sie ihr Guthaben nachschauen will, merkt sie, dass kein Geld darauf ist. Die kriminelle Bande hat H.s Guthaben bereits an sich selber weitergeleitet!
Was H. beruhigt: Der Bitcoin-Kurs auf der Plattform der «Syos Börse» zeigt derweil weiter steil aufwärts. Aus den insgesamt angelegten 650 Franken sind in wenigen Tagen über 7300 Franken geworden. Ein Traum! Désirée H. will sich ihren Gewinn auszahlen lassen. Postwendend erhält sie ein Mail von ihrem «Kundenberater». Darin steht, sie müsse erst eine Provisionszahlung an Frau Zucker von über 1000 Franken leisten, erst dann erhalte sie ihr Geld. Ein weiterer Betrug! H. will anrufen, alles klären. Doch die aufgeführte Telefonnummer, von der aus «Anlageberaterin» Zucker Désirée H. regelmässig anruft, ist nicht in Betrieb. «Da begann für mich die Geschichte zu stinken», sagt H.
«Glaube nicht daran, mein Geld wiederzusehen»
Es zeigt: Die Banden arbeiteten strukturiert und effizient, funktionierten wie Unternehmen mit unterschiedlichen Hierarchiestufen. «Es gibt keine typische Zielgruppe. Grundsätzlich sind alle Personen, die sich im Internet bewegen, potenziell gefährdet. Die Betrüger operieren international», sagt Experte Rütsche. Recherchen zeigen: Die Täter stammen sehr oft aus Osteuropa und Asien.
«Ich könnte mich ohrfeigen! Aber man denkt ja nicht automatisch an das Böse im Menschen», sagt Désirée H. rückblickend. Sie hat alles wieder deinstalliert, kämpft per Mail um die Auszahlung. Nur einzahlen will sie nichts mehr. Anrufe erhält sie aber noch immer täglich. Désirée H. überlegt sich jetzt, zur Polizei zu gehen.
Hoffnung hat sie kaum mehr. Sie sagt: «Ich glaube nicht daran, dass ich mein Geld je wiedersehe. Aber ich will andere Blick-Leserinnen und -Leser warnen, darum erzähle ich meine Geschichte.»
*Name geändert