Alles, was Lorenz Schmid (29) von seinem Vater geblieben ist, sind die Erinnerungen an früher. Auf dem Computer schaut sich der Student alte Fotos von Robert Schmid (†57) an. Die Aufnahmen zeigen den Cowboy aus dem Berner Oberland meist hoch zu Ross – oder auf der Skipiste. Dass er seinen «Paps» nun nie mehr sieht, kann der Pferdenarr noch nicht wirklich fassen.
Erfahren hat er durch die Polizei vom plötzlichen Tod seines Vaters, der seit rund drei Jahren im Regionalgefängnis in Thun BE gesessen hatte. «Ich war alleine daheim. Am späteren Abend sind zwei Polizisten gekommen und haben mich informiert», sagt er. Der Häftling hatte zuvor angeblich über Schmerzen geklagt, ein Arzttermin war geplant – doch auf dem nächsten Kontrollgang fanden die Aufseher Robert Schmid leblos in seiner Zelle. «Er hatte einen schweren Herzinfarkt», so Lorenz Schmid.
Schmid weinte im BLICK-Interview
Die Staatsanwaltschaft hatte dem Familienvater vorgeworfen, seine damalige Freundin Daniela S.* (†41) in Frutigen BE umgebracht zu haben. Um die Spuren zu verwischen, soll er danach ihr Haus in Brand gesteckt haben. Doch für diese Theorie gab es nie Beweise, lediglich neun Indizien sprachen für die Schuld des ehemaligen Unternehmers, mindestens ebenso viele dagegen. Weder die Brandstiftung noch die Tötung konnte man ihm nachweisen.
Erst vor wenigen Wochen wurde ihm der Prozess gemacht. Immer wieder beteuerte der Oberländer da seine Unschuld – im Interview mit BLICK weinte der gestandene Mann sogar bittere Tränen um seine verstorbene Partnerin: «Ich denke jeden Tag an diese Frau, und die Trauer kann ich in diesem Sinne nicht verarbeiten.»
«Er ist unschuldig im Gefängnis gestorben»
Das Gericht verurteilte ihn trotzdem zu 16 Jahren Knast. Dieses Urteil traf den Beschuldigten wie ein Blitzschlag und er kündigte direkt an, es ans Obergericht weiterzuziehen.
Doch nun ist Robert Schmid tot. «Er ist unschuldig im Gefängnis gestorben», ist sein Sohn überzeugt. Der junge Mann ist wütend und enttäuscht. Für ihn ist sein Vater kein Killer. Er begründet: «Mein Paps war immer ein sehr friedlicher Mensch und hat anderen geholfen.»
Am Haftregime zerbrochen?
Der Student spricht von einem grossen Unglück: «Es tut so weh, er hat das einfach nicht verdient. Er hat schon so viel durchgestanden und war so tapfer. Er hat gekämpft bis zum Schluss.» Die Familie habe dabei immer zu ihm gehalten: «Wir waren bis zuletzt von seiner Unschuld überzeugt und haben gedacht, dass er vor Obergericht einen Freispruch erhält.»
Die Zeit hinter Gittern hat der Oberländer kaum ertragen. Gegenüber BLICK sagte der Angeklagte: «Diese Haft ist Psychofolter!» Ob der Gefängnisinsasse am strikten Haftregime zerbrochen ist? «Er hat sicher unheimlich gelitten, aber sein reines Gewissen, so hat er uns das immer gesagt, gebe ihm Kraft», so der Ältere von den beiden Söhnen.
Dass jemand, der möglicherweise unschuldig sei, in der Schweiz so lange und unter diesen Bedingungen festgehalten werden dürfe, beschreibt der junge Mann als unmenschlich: «Vielleicht hat sein Herz es plötzlich einfach nicht mehr geschafft.»
* Name bekannt