Brigitte Knöri (56) lebt da, wo andere Ferien machen. Ihr Einfamilienhaus liegt idyllisch in Schönried BE – die Aussicht auf die Berge ist traumhaft. Doch der Schein trügt: Die Hausfrau ist mit den Nerven am Ende und möchte am liebsten umziehen. Grund: «Elende Touristen!»
Seit 2019 strömen unzählige Schaulustige am Domizil der Bernerin vorbei, um sich das Kunstobjekt «Mirage Gstaad» des US-Künstlers Doug Aitken (52) anzuschauen. Das verspiegelte Chalet begeistert jung und alt, ist ein beliebtes Fotosujet. «Seit Corona kommen sogar noch mehr Menschen, statt dass sie zu Hause bleiben würden», klagt Knöri, «das ist eine Zumutung.»
Kot im Garten
Sie nimmt kein Blatt vor den Mund: «Die Touris scheissen bei mir ums ganze Haus herum, überall finde ich Kot mit Nastüchern. Die haben sich sogar in der Scheune erleichtert.» Und: «Sie parkieren überall. Wenn mein Mann einmal ins Spital müsste, wir könnten nicht einmal vom Haus wegfahren.» Im Sommer würden die Touristen sogar zu dreisten Dieben: «Die klauen Zwetschgen und Aprikosen von den Bäumen.»
Auch Velofahrer machen der Hundebesitzerin das Leben zur Hölle: «Wir haben unser Land hergegeben, damit die hier einen Wanderweg bauen können. Doch jetzt kommen die Velofahrer in Strömen, obwohl die hier gar nicht durchfahren dürften.» Einen ruhigen Sonntag im Garten habe sie seit dem Bau des Spiegelchalets nicht mehr gehabt.
Anwohnerin fordert Rückbau von Spiegelchalet
Doch die verzweifelte Anwohnerin gibt nicht kampflos auf: Sie hat alles dokumentiert und kann unzählige Fotos vorlegen von solchen Zwischenfällen. «Ich bin auch nicht die Einzige, die sich nervt», so Knöri. Auch andere Anwohner hätten Probleme. «Jetzt haben die die Aktion ja noch vom Januar 2021 bis in den März 2021 verlängert – kaum zu glauben», meint die Bernerin und fordert den Rückbau im Januar. «Es steht ja auch auf allen Flyern, dass im Januar eigentlich Schluss ist. Doch die auf der Gemeinde lachen mich nur noch aus, wenn ich etwas sage.»
Gemeinde verteidigt sich
Als BLICK die zuständige Gemeindeverwaltung Saanen BE mit den Vorwürfen konfrontiert, schreibt diese in einer Stellungnahme: «Sowohl die Gemeinde als auch die Initianten des Projekts haben grösste Anstrengungen unternommen, die Besucherströme zu lenken.»
Auf die Frage, weshalb am Touristenhotspot keine öffentliche Toilette zur Verfügung stehe, antwortet die Behörde nicht. Dass das Objekt noch bis März 2021 besichtigt werden kann, bestätigt sie wiederum. In der Baubewilligung sei nie ein ganz genaues Enddatum festgelegt worden.