«Das Schlimmste ist die Vergesslichkeit!»
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Beizer-Rebellin hat Long-Covid:«Das Schlimmste ist die Vergesslichkeit!»

Berner Beizen-Rebellin Daniela Liebi (52) leidet seit Monaten an Long Covid
«Ich bin kurz vor dem Verzweifeln!»

Einst kämpfte sie gegen die Corona-Massnahmen, jetzt hat sie mit Long Covid zu kämpfen. Im Dezember 2020 wurde die Beizen-Rebellin Daniela Liebi (52) positiv getestet und leidet nun an den Folgen ihrer Erkrankung. Besserung ist nicht in Sicht und die Verzweiflung gross.
Publiziert: 14.08.2021 um 01:43 Uhr
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Aktualisiert: 14.08.2021 um 14:01 Uhr
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Der einstige Powerfrau Daniela Liebi geht der Atem aus.
Foto: Luisa Ita
Luisa Ita

Für die Beizen-Rebellin Daniela Liebi (52) ist nichts mehr so, wie es einmal war. Mit einer Sauerstoffmaske sitzt die einstige Powerfrau niedergeschlagen in ihrer Beiz in Schwanden BE und ist den Tränen nahe. «Seit Monaten kämpfe ich jetzt schon mit den Folgen meiner Corona-Infektion», sagt sie. «Keiner kann mir helfen, und ich bin kurz vor dem Verzweifeln!»

Letzten Dezember steckte sich die Wirtin mit dem Virus an. «Plötzlich habe ich nichts mehr geschmeckt und gerochen», erinnert sie sich. Sofort habe sie einen Test gemacht. Ergebnis: positiv! Ansonsten habe sie aber kaum etwas von der Erkrankung gemerkt: «Ich war einfach immer sehr müde und erschöpft.»

«Bis heute schmecke und rieche ich nichts»

In den Wochen danach habe sie sich noch keine Sorgen gemacht, dass sie sich noch nicht vollständig erholt hatte. Anfang Jahr öffnete die Massnahmen-Skeptikerin ihre Beiz entgegen der geltenden Richtlinien und handelte sich so einen Haufen Ärger ein. «Ich dachte dann, dass mir der ganze Stress aufs Gemüt schlägt und ich deswegen noch nicht ganz fit bin», erklärt die Gastronomin. «Doch mir ging es auch nicht besser, als wir das Restaurant wieder aufmachen durften und die ganze Aufregung verdaut war.»

Daniela Liebi muss sich zusammenreissen, als sie im Gespräch mit Blick von den Symptomen erzählt: «Bis heute schmecke und rieche ich nichts. Ich könnte eine Schale Chilischoten essen, als wären es Haferflöckli. Als Köchin ist das der Horror.» Doch damit nicht genug.

Schwindel und Gedächtnislücken

«Ich huste, habe Schnupfen und kann mich kaum konzentrieren. Früher konnte ich mir alle Bestellungen im Kopf merken, mittlerweile muss ich alles aufschreiben», so die Bernerin. Auch das Zusammenrechnen der Speisen falle ihr extrem schwer.

Ausserdem leide sie an chronischer Müdigkeit, die einem Jetlag gleichkomme. «Ich brauche zehn bis zwölf Stunden Schlaf pro Nacht, zudem gehe ich auch tagsüber immer wieder schlafen», sagt die Wirtin. «Ich bin im Betrieb auch schon gestürzt, weil mir schwindelig wurde. Unterdessen muss ich viele Arbeiten sitzend machen, da ich keine Energie habe.»

«Ich weine viel»

Zunächst habe sie von sich selbst geglaubt, sie sei durch die viele Freizeit während des Lockdown einfach faul und träge geworden. «Aber mir wurde dann bestätigt, dass dies Folgen meiner Corona-Erkrankung sind.» Das Schlimmste: «Die Leute meinen, dass ich spinne und nehmen mich nicht ernst. Man sieht halt nicht sofort, dass ich etwas habe.» Der seit Monaten fehlende Geruchssinn und das fehlende Verständnis würden ihr sehr auf die Psyche schlagen: «Ich weine viel.»

Liebi will Mut machen

Ein Heilmittel habe sie bisweilen nicht gefunden, berichtet sie: «Ich habe jetzt einen Termin im Inselspital für neurologische Abklärungen und will es noch mit Alternativmedizin versuchen.» In der Zwischenzeit habe sie sich eine Flasche Sauerstoff zum Inhalieren gekauft, was ihr immerhin für kurze Zeit jeweils einen Energieschub verschaffe.

Mit ihrem Gang an die Öffentlichkeit will die Beizerin, die sich aus Angst vor weiteren Symptomen nicht impfen lassen will, nun anderen Mut machen: «Es traut sich niemand über Long Covid zu reden. Ich will aber jetzt Betroffenen zeigen, dass sie nicht alleine sind.»

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