Diese Predigt kostet dem Pfarrer sein Amt
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Warnte vor Corona:Diese Predigt kostet dem Pfarrer sein Amt

Weil Matthias Grüninger (63) Arlesheim BL vor der zweiten Welle warnte
Corona-Skeptiker mobben Pfarrer aus dem Amt

Eine Predigt vom Sommer 2020 wird dem Pfarrer Matthias Grüninger (63) aus Arlesheim BL zum Verhängnis. Weil er darin vor einer zweiten Corona-Welle warnte, setzten ihn Skeptiker der Kirchenpflege vor die Tür. Am Mittwoch hat ihn der Kirchenrat aus dem Amt enthoben.
Publiziert: 07.01.2022 um 16:24 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2022 um 16:56 Uhr
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In der reformierten Kirche Arlesheim BL gab es wegen unterschiedlicher Meinungen zu Corona mächtig Streit.
Foto: Screenshot Google Street View
Jana Giger

Er wollte die Gemeinde bloss vor der Gefahr des Coronavirus warnen – jetzt ist Pfarrer Matthias Grüninger (63) in Arlesheim BL sein Amt los. Im Juni 2020, als der Bundesrat Lockerungen beschlossen hatte, sprach er in einer Predigt davon, wie schwer das Virus manche Menschen treffen könne und dass eine zweite Welle nicht auszuschliessen sei. Dabei verweist er auf die Corona-Fallzahlen, wie in einem Video auf Youtube zu sehen ist.

«Das passte manchen Mitgliedern der Kirchenpflege überhaupt nicht. Sie beschuldigten mich der Panikmache und intrigierten gegen mich», sagt Grüninger zu Blick. Für ihn sei die Predigt eindeutig der Auslöser des Konflikts gewesen.

Am Mittwoch hat der Evangelisch-reformierte Kirchenrat des Kantons Baselland nun einstimmig die Amtsenthebung von Grüninger beschlossen, wie die «Basler Zeitung» schreibt. Grüninger hat 30 Tage Zeit, um gegen den Entscheid des Kirchenrats Rekurs einzulegen.

Präsidentin der Kirchenpflege ist Corona-Skeptikerin

Grüninger ist bereits seit 18 Monaten freigestellt. Eine Woche nach der besagten Predigt im Juni 2020 setzte ihn die Kirchenpflege unter Präsidentin Kathrin Meffert (52) vor die Tür. Meffert ist Kinderärztin und bekannte Corona-Skeptikerin. Sie bestritt die Gefährlichkeit des Virus in einer Lokalzeitung und kritisierte die Massnahmen des Bundes scharf.

Die Kinderimpfung empfehle sie aufgrund eingeschränkter Wirkung und fehlender Langzeitdaten nicht. Auf Anfrage von Blick dementiert sie Grüningers Vorwurf und sagt: «Die Freistellung hat nichts zu tun mit unterschiedlichen Meinungen zu Corona.» Weiter dürfe sie sich aber nicht zum Prozess der Amtsenthebung äussern.

Im Dezember vor einem Jahr schrieb sie dem Kirchenrat, dass Grüninger sich im Ton vergriffen, sich mit Pfarrkollegen verkracht und wirre Predigten zur drohenden zweiten Corona-Welle verfasst habe. Grüninger bestätigt: «Es gab bereits vor der Predigt Streit unter Mitarbeitern, weil wir unterschiedliche Meinungen zu Corona vertraten.» Das seien jedoch Diskrepanzen gewesen, die es wahrscheinlich in jedem Büro hin und wieder gebe.

«Sie haben mich total handicapiert»

Nach seiner Freistellung wurde Grüningers Geschäftsmail gesperrt, die Schlüssel für sein Büro musste er abgeben. «Sie haben mich total handicapiert», sagt er. «Ich konnte mein Pfarramtbüro nicht mehr betreten, wo ich Notizen von Seelsorgerkontakten aufbewahre.» Weil er einen guten Draht zur Arlesheimer Bevölkerung habe, konnte er auch nach seiner Freistellung weiterhin Aufträge als Pfarrer durchführen.

«Die Leute fühlen sich von der Kirchenpflege betrogen und hintergangen», sagt Grüninger. Er werde deshalb Rekurs gegen die Amtsenthebung einlegen. «Auch wenn es Differenzen gab, sehe ich die Kirchenpflege nicht als Feind. Ich bin guter Dinge, dass eine Versöhnung möglich ist.»

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