Allein atmen kann er nicht mehr. Angeschlossen an Schläuchen liegt Manfred Glumm auf der Intensivstation 4B am Universitätsklinikum Köln (D). Der Vater dreier Kinder ist Impfgegner. «Ich habe im Lauf der Zeit immer mehr das Gefühl gehabt, dass sich die ganzen Politiker nur die Taschen vollmachen», sagt der 64-Jährige in einer Reportage des WDR. Und er stellt klar: «Ich bin sehr hart im Nehmen.»
Was er zu dem Zeitpunkt noch nicht weiss: Das Spital wird er nicht mehr lebend verlassen. Seine Familie will nun, dass seine Geschichte erzählt wird, um so vielleicht anderen Menschen das Leben zu retten. Daher zeigt auch Blick ihn mit vollem Namen und unverpixelt.
Zunächst verbesserte sich sein Zustand
WDR dokumentiert in einer knapp 30-minütigen Sendung die prekäre Lage auf der Kölner Intensivstation. Neben den erschöpften Ärzten und Pflegekräften kommt auch Manfred Glumm zu Wort. Weil er fast keine Luft mehr bekommen hatte, musste er medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Zu gross sei sein Misstrauen gegenüber der Politik, wie er in der Doku sagte.
Auch sein Spitalaufenthalt ändert nichts an seiner Einstellung gegenüber der Impfung. Und warum auch. Sein Gesundheitszustand verbessert sich während der Doku zunehmend. Sogar eine baldige Entlassung aus dem Spital scheint zum Greifen nah. Doch dann kommt alles anders – am 1. Advent verschlechtert sich sein Zustand überraschend. Innert weniger Stunden ist Glumm tot.
Er ist nur einer von vielen Patienten auf der Intensivstation des Spitals, und viele von ihnen teilen sein Schicksal. So auch eine knapp 30-jährige Patientin, die sich trotz Risikofaktoren nicht hatte impfen lassen. Auch sie überlebt die Infektion nicht.
Kapazitäten reichen nicht mehr
In der Doku wird zudem auf den Beginn der Pandemie zurückgeblickt. Auch damals war ein Fernsehteam des WDR auf der Intensivstation. Der Unterschied: Im Frühjahr 2020 war die Situation noch eine ganz andere. Es wurden sogar Patienten aus dem Ausland eingeflogen – inzwischen werden bereits die Geräte für eiheimische Patienten rar. Ein Patient aus München etwa musste abgelehnt werden, weil die Kapazitäten einfach nicht ausreichten.
Laut Oberarzt Matthias Kochanek sind Belastung und Frust teilweise fast schon unerträglich geworden. «Was mich sprachlos macht, ist die Tatsache, dass wir jetzt viele Fälle haben, die man ganz klar hätte vermeiden können. Das ist das Frustrierendste überhaupt», sagt er in der Doku. Darunter auch Manfred Glumm, der sich partout nicht impfen lassen wollte – und selbst auf der Intensivstation Impfgegner blieb – bis zum Tod. (bra)