Zwei Tage nach dem tödlichen Crash bei Arisdorf BL, bei dem Volkan T.* (†18) aus dem Leben gerissen wurde, sind zwei Videos aufgetaucht. Darin ist zu sehen, wie sich die AMG-Teenies im Auto mit Lachgas zudröhnen – auch der Fahrer Jay F.* (18).
In der Nacht auf Samstag krachte das Auto mit über 580 PS frontal in eine Mauer auf der A2 bei Arisdorf BL. Der junge Baselbieter Volkan T., der auf der Rückbank in der Mitte sass, starb noch im Unfallwrack. Die vier anderen Kollegen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren überlebten verletzt.
Polizei hatte keine Kenntnis von Videos
Wie es zum Unfall kam, ist noch nicht geklärt. Der Fahrer war laut Polizeiangaben nicht alkoholisiert. Aber wie es aus dem Umfeld der Gruppe gegenüber Blick heisst, sei wohl die Partydroge Lachgas im Spiel gewesen. Das sollen auch zwei Videos beweisen, die Blick vorliegen. Aus dem Umfeld der Verunfallten heisst es, die Aufnahmen seien wenige Minuten vor dem Crash gemacht worden. Die Polizei hatte bis anhin keine Kenntnis von den Videos, sagte Marcel Wyss, Sprecher der Kantonspolizei Baselland, am Montagabend zu Blick.
Blick hat das Material ausgewertet. Zu erkennen ist, dass die Fünfergruppe im Mercedes AMG GT 63 um 0.13 Uhr eine Augusta-Raurica-Werbetafel bei Kilometer 7,8 auf der A3 zwischen Muttenz und Pratteln passiert – also neun Minuten vor dem tödlichen Crash und exakt 12,5 Kilometer von der Unfallstelle entfernt. Beifahrer Lorenzo U.* filmt – mal im Selfiemodus (seitenverkehrt), mal normal. Er zieht an einem schwarzen Lachgas-Ballon. Er schwenkt auf Fahrer Jay F., auch er inhaliert aus einem Ballon.
Heitere Partynacht gefeiert
Im Auto läuft der Song «Party Rock» des deutschen Klamauk-Rappers SSIO. Die Jungs feiern kräftig mit, einer der Kollegen auf der Rückbank zückt ebenfalls sein Smartphone und filmt mit eingeschalteter Taschenlampe. Es sind die letzten ausgelassenen Minuten einer sorglosen Gruppe von Jungs, die eine heitere Partynacht feiert.
In einem zweiten Video aus dem Inneren des Unfall-AMGs, von dem nicht eruiert werden konnte, ob es vor oder nach dem anderen aufgenommen wurde, ist Unfallfahrer Jay F. zu sehen, wie er in voller Fahrt beidhändig mit einer Lachgas-Flasche hantiert. Das Geräusch des entweichenden Gases übertönt alles im Auto, danach johlen die Mitfahrer.
Besagte Lachgas-Kartuschen gibt es in Basel in einschlägigen Bars, aber auch in einigen Quartierläden zu kaufen. Laut Quellen aus dem Umfeld der fünf Jugendlichen soll der Lenker die Flasche bezahlt und ein Mitfahrer sie in einer Bar in der Basler Innenstadt abgeholt haben.
Beifahrer versucht noch, ins Lenkrad zu greifen
Um 0.22 Uhr, 12,5 Kilometer nach Passieren des besagten Schildes auf der A3, kommt es zum tödlichen Crash. Die Strecke zwischen dem eruierten Standort der Video-Aufnahme auf dem Gemeindegebiet von Muttenz und dem Unfallort in Arisdorf legt man bei guten Verhältnissen in sieben Minuten zurück.
Wie es aus dem Umfeld heisst, soll Jay F. die Kontrolle über das Fahrzeug verloren haben – dieses sei weggedriftet. Der Beifahrer Lorenzo U.* habe noch versucht, das Lenkrad zu greifen – zu spät.
Inwieweit den Insassen und dem Unfallfahrer der Lachgas-Konsum nachgewiesen werden kann, ist noch unklar. Dies werden die Ermittlungen zeigen müssen. Lachgas wirkt nur für 20 bis 30 Sekunden und kann im Körper danach kaum mehr aufgespürt werden.
Polizei sucht nach Anhaltspunkten in den Videos
Auf Blick-Anfrage sagt Marcel Wyss, Sprecher der Kantonspolizei Baselland, am Dienstagmorgen, dass betreffend Aufnahmezeitpunkt der besagten Videos noch nichts bestätigt werden könne. «Wir haben die Handys der fünf jungen Männer, die in besagter Unfallnacht im Auto sassen, beschlagnahmt. Diese Handys werden so rasch als möglich ausgewertet. Selbstverständlich suchen wir in den Videos nach Anhaltspunkten, die auf die Unfallnacht deuten könnten.»
Aktuell könne man noch nicht sagen, wie schnell das Auto kurz vor dem Unfall beim Arisdorf-Tunnel gefahren sei, so Wyss weiter. «Diese Ermittlungen sind am Laufen und wir werten die Daten aus.»
Es gilt die Unschuldsvermutung.
* Namen geändert