Bericht enthüllte Klima der Angst und sexuelle Übergriffe bei der Basler Polizei
In vier Jahren meldeten sich nur vier Betroffene

Sexismus, Rassismus und Vetternwirtschaft — die Basler Polizei steht derzeit harsch in der Kritik. Ein Bericht hat vor zwei Wochen die Missstände im Polizeikorps aufgedeckt. Diese personalrechtlichen Folgen sind bisher bekannt.
Publiziert: 12.07.2024 um 14:08 Uhr
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Die Basler Polizei wird mit schweren Vorwürfen konfrontiert. (Symbolbild)
Foto: Keystone
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Fabienne MaagPraktikantin News

Es sind schwere Vorwürfe, mit denen die Basler Polizei konfrontiert wird. Unter anderem wird ihr Sexismus, Rassismus und Vetternwirtschaft vorgeworfen. Basler Staats- und Verwaltungsrechtler Markus Schefer und die niedersächsische Polizeidirektorin Claudia Puglisi wühlten in der Schweigekultur innerhalb der Behörde — und stachen mitten in ein Wespennest. 

Schefer führte insgesamt 327 Einzelinterviews, in denen schnell klar wurde, dass im Basler Polizeikorps ein Klima der Angst herrschte, wie die «Basler Zeitung» berichtet.

Drei Fälle haben zu konkreten Versetzungen geführt

Wie die Personalabteilung des Justiz- und Sicherheitsdepartements (JSD) Basel-Stadt nun gegenüber der Zeitung schildert, gingen in den letzten vier Jahren allerdings lediglich vier Meldungen zu grenzüberschreitendem Verhalten ein. In drei Fällen hat laut JSD-Sprecher Toprak Yerguz ein «geschlechterspezifische Fehlverhalten eines männlichen Mitarbeitenden gegenüber weiblichen Mitarbeitenden zu personalrechtlichen Konsequenzen geführt». 

Das bedeutet: konkrete Versetzungen oder Rückstufungen. Im vierten Fall wurde eine Person zwei Wochen nach der abgeschlossenen Untersuchung pensioniert. Und auch bei den beiden internen Vertrauenspersonen, an die sich Mitarbeitende der Polizei wenden können, habe nur zwei Mal in den letzten fünf Jahren das Telefon geklingelt. 

Externe Meldestelle wird geprüft

Die Telefonate seien aber nur informativer Art gewesen und hätten nicht zu einem konkreten Fall geführt, wie die «Basler Zeitung» schreibt. Trotzdem entliess die Basler Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann eine Woche nach der Veröffentlichung des Berichtes den Polizeikommandanten Martin Roth. 

Warum genau die Schere zwischen den gemeldeten und den von Scherer aufgedeckten Fällen so weit auseinandergeht, müsse man nun untersuchen. «Mögliche Erklärungsansätze sind, dass die Stelle vielleicht nicht genug bekannt war oder dass das Vertrauen fehlt. Vielleicht befürchten Mitarbeitende, dass Informationen weitergereicht werden», so Yerguz. 

Weiter könnten die Fälle auch so gravierend gewesen sein, dass sie sogleich strafrechtliche Konsequenzen nach sich gezogen hätten, wie der JSD-Sprecher weiter erklärt. Derzeit prüfe das Justiz- und Sicherheitsdepartement die Möglichkeit, eine externe Meldestelle aufzugleisen.

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