Basel rühmt sich seiner Weltoffenheit. Dazu passt, dass am kommenden Sonntag ein Kandidat mit türkischen oder einer mit italienischen Wurzeln in den Regierungsrat einziehen wird, um die Nachfolge von Neu-Bundesrat Beat Jans (SP) anzutreten.
Im zweiten Wahlgang treten Mustafa Atici (SP, 54) und Luca Urgese (FDP, 43) gegeneinander an; beide wollen das Erziehungsdepartement übernehmen. Ein heftiger Kampf tobt zwischen dem linken und dem bürgerlichen Lager, Atici sieht sich heftigen Attacken ausgesetzt. «In 20 Jahren Politik habe ich noch nie so viele Beschimpfungen, Aggressionen und Drohungen erlebt wie im letzten Monat», sagt der Gastwirt zu Blick. «Das stimmt mich nachdenklich.»
Wahlkampf «darf auch mal locker sein»
Ein Facebook-Post der Basler Kantonsparlamentarierin Andrea Strahm (69) löste Grundsatzdiskussion über den Wahlkampfstil in Basel aus. Die Mitte-/EVP-Fraktionspräsidentin im Grossen Rat lancierte darin den Slogan «Pasta statt Döner» als Empfehlung für den bürgerlichen Kandidaten Luca Urgese.
Strahm erklärte gegenüber dem Onlinemedium Bajour, Wahlkampf dürfe auch mal «locker» sein – ihr sei aber klar, «dass Humor noch nie Stärke der Linken war». Daraufhin fragte der frühere Basler SP-Präsident Roland Stark, wann der Spruch «Ostern statt Ramadan» folgen werde.
Strahm betont, ihr Facebook-Post sei einmalig, witzig und nicht der Rede wert gewesen. «Ich wüsste nicht, was an der Aussage rassistisch sein sollte.» Den nun entstandenen Wirbel habe sie nicht im Entferntesten erwartet.
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Auseinandersetzungen setzen Atici zu
Ob lustig oder rassistisch – Mustafa Atici will sich zu dem Slogan nicht äussern. Er gesteht aber, die Auseinandersetzungen der letzten Wochen hätten ihm zugesetzt. Umso mehr, als sie häufig seine Herkunft zum Thema machten.
Der Kurde Atici hatte 1996 Basels ersten Kebab-Laden eröffnet, heute verkauft er Döner und Bier im St. Jakob-Park, dem Stadion des FC Basel. Seine politische Karriere begann er im SP-Quartierverein, jahrelang sass er im Grossen Rat, 2019 wurde er Nationalrat. Letzten Herbst jedoch schaffte Atici die Wiederwahl nicht. Basel steht ein Sitz weniger zu als in den Jahren zuvor, und der Gastronom zog den Kürzeren.
Nach der Rücktrittsankündigung von SP-Bundesrat Alain Berset war Atici im vergangenen Sommer der Erste, der für die Nachfolge kandidierte. Sein Vorpreschen nahmen ihm in Basel manche übel, denn sie sahen dadurch die Chancen für Beat Jans geschmälert und befürchteten, Basel werde erneut das Nachsehen bei einer Bundesratswahl haben.
Nun aber könnte Atici davon profitieren, dass Jans nach Bern gewählt wurde – indem er ihn im Basler Regierungsrat beerbt.