«Ich wünsche mir von den Behörden, dass sie was tun!»
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Anwohnerin Roswitha Schüpbach:«Ich wünsche mir von den Behörden, dass sie was tun!»

Terrasse von Roswitha Schüpbach (67) ist pechschwarz
«Meine Nachbarn verbrennen im Cheminée allerlei Abfall»

Roswitha Schüpbach (67) ist verzweifelt. Eine Nachbarsfamilie soll im Cheminée nicht nur Brennholz verwenden – was schon zu einem Kaminbrand geführt habe. Die Stockwerkeigentümerin aus Liestal BL klopfte bei verschiedenen Behörden an, trifft dort aber auf taube Ohren.
Publiziert: 17.06.2024 um 00:26 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2024 um 07:24 Uhr
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Roswitha Schüpbach verzweifelt an ihren Nachbarn.
Foto: STEFAN BOHRER

Wenn die Nachbarn im gleichen Wohnblock ihr Cheminée anfeuern, kocht Roswitha Schüpbach (67) aus Liestal BL vor Wut. Weil diese ihre Feuerstelle unsachgemäss verwenden, spuckt deren Kamin. Die Rentnerin im zweiten Stock hat deshalb mit hartnäckigem schwarzem Russ zu kämpfen. Dieser frisst sich in die Bodenplatten ihrer Terrasse, hinterlässt auch auf der Brüstung eklige Spuren. Schwarze Ablagerungen, die auch auf den Ziegeln zu finden sind. Wischt sie über das Dachfenster, ist das Tuch danach schwarz.

Die Rentnerin zeigt auf Bodenplatten, die nach dem Kärchern im vergangenen Oktober den Winter über abgedeckt waren. Zu Blick sagt sie: «So sahen alle Platten frisch gesäubert aus. Der Russ ist auf den anderen im Vergleich dazu zu sehen!» Als Auslöser für den Dreck vermutet sie: «Meine Nachbarn verbrennen im Cheminée allerlei Abfall. Es kam sogar schon zu einem Kaminbrand.»

Kaminhut bei Brand ausgeglüht

Angefangen hat es im März 2022: Als die Stockwerkeigentümerin eines Tages nach längerem Fernbleiben nach Hause kam, stank es nach «verbranntem Metall». Als sie kurz darauf auf ihre rund 60 Quadratmeter grosse Terrasse in L-Form trat, lagen schwarze, verkohlte Klumpen auf dem Boden. Schüpbach zeigt zwei Fotos. «Die können nur vom Schornstein kommen. Erst da konnte ich mir auch den übermässigen Russ überall erklären.»

Also bietet Schüpbach den befreundeten Kaminfeger Peter Tischhauser auf. Dieser stellt im April 2022 fest: Die Kaminwand ist noch in Ordnung, der Kupfer-Kaminhut jedoch ist von der Hitze des Kaminbrands ausgeglüht. Auf Blick-Anfrage erklärt Tischhauser: «Ein Kaminbrand entsteht meistens durch eine unsachgemässe Feuerung.»

In einem zweiten Bericht von Oktober 2023 schreibt Tischhauser: «In beiden Kaminen gibt es Russablagerungen, wobei der Kamin der Nachbarsfamilie stark verschmutzt und zum Teil verpecht ist.» Er empfiehlt, eine Reinigung der Kamine durchzuführen und die Betreiber über die korrekte Anwendung zu informieren.

Russ und Pech

Auch ein befreundeter Dachdecker von Schüpbach hält in einem Bericht vom Mai 2024 samt Fotos die Verschmutzungen fest. So seien das Dachfensterglas und die Ziegel voller Russ. Der Kaminhut von Schüpbach sei sauber, der Kaminhut der Nachbarn mit Russ und Pech behaftet.

Dem Dreck schon länger ausgesetzt und mit der Angst vor einem weiteren Kaminbrand, versuche Schüpbach schon länger verzweifelt, sich Hilfe zu holen. Doch sie stosse bei verschiedenen Behörden auf taube Ohren, wie sie sagt – und nennt etwa die Stadt Liestal, das Lufthygieneamt beider Basel und die Basellandschaftliche Gebäudeversicherung.

Nachbar wies Vorwurf zurück

Auf Blick-Anfrage verweist das Lufthygieneamt an die Stadt Liestal. Stadtverwalter Marcel Meichtry sagt, dass Stadtvertreter nach einer Beschwerde von Schüpbach Anfang Oktober 2023 die kritisierten Nachbarn zu einem persönlichen Gespräch ins Rathaus eingeladen haben. Die Nachbarn bestätigten einen Kaminbrand, doch dieser soll laut ihnen bereits vor vier Jahren stattgefunden haben. «Die Nachbarn erwähnten, dass nach dem Brand ein Teil des Kamins ersetzt worden sei und der Kaminfeger jährlich den Kamin reinige und kontrolliere – was auch belegt werden könne.»

Laut Meichtry wiesen die Nachbarn den Vorwurf der unsachgemässen Feuerung zurück – «da sie nach ihren Aussagen ausschliesslich Brennholz verfeuern, das sie bei der örtlichen Bürgergemeinde beziehen würden». Die Stadt habe ihnen dennoch eine Broschüre zum richtigen Feuern mitgegeben, weitere Massnahmen seien nicht geplant.

Lattenrost verbrannt?

Hierzu zeigt Schüpbach zwei Fotos. Eines entstand Ende Januar 2024, das andere Anfang März. Zu sehen: ein zerhackter Lattenrost eines Betts, wobei der Haufen mit der Zeit kleiner wird. Sie meint schnippisch: «Ich wusste nicht, dass die Forstverwaltung Lattenrost verkauft.»

Stadtverwalter Meichtry erwidert: «Das auf dem uns vorliegenden Foto kritisierte Holz ist nicht als Lattenrost erkennbar.» Zwar schätze die Stadt Liestal Roswitha Schüpbach als «besorgte Bürgerin» ein, gleichzeitig habe Schüpbach wohl «ein persönliches Problem mit ihrem Nachbarn, da bezüglich Russ jeweils nur sie reklamierte.» Allerdings ist die Seniorin als oberste Stockwerkeigentümerin am ehesten betroffen.

Roswitha Schüpbach fühlt sich im Stich gelassen. Dabei habe ihr inzwischen verstorbener Mann das Haus mitaufgebaut. «Mein Wunsch ist wirklich simpel. Ich will eine Analyse, die aufzeigt, was die wirklich verfeuern.»

Eine Anfrage bei der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung blieb bis Sonntag unbeantwortet.

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