«Richter sagte mir praktisch, ich sei selber schuld»
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Rentner bitter enttäuscht:«Richter sagte mir praktisch, ich sei selber schuld»

«Gute Fee» zockte Hans-Bernd Breuer (80) aus Oberwil BL gnadenlos ab – er versteht ihren Freispruch nicht
«Sie bestahl mich, als ich am verletzlichsten war»

Als der Rentner im Spital liegt, zockt ihn eine Freundin gnadenlos ab, behändigt seine Bankkarte und seinen Autoschlüssel. Jetzt wurde die Marokkanerin überdies vom Richter freigesprochen. Hans-Bernd Breuer (80) aus Oberwil BL versteht die Welt nicht mehr.
Publiziert: 16.08.2022 um 00:44 Uhr
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Aktualisiert: 16.08.2022 um 12:18 Uhr
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Rentner Hans-Bernd Breuer (80) aus Oberwil BL wurde von einer Frau abgezockt, als er im Spitalbett lag.
Foto: Céline Trachsel
Céline Trachsel

Über 51'000 Franken in bar und Gold hat ihn seine Freundschaft mit einer zuerst netten und hilfsbereiten Marokkanerin (52) gekostet. Der Rentner Hans-Bernd Breuer (80) aus Oberwil BL ist enttäuscht. Enttäuscht von der Frau – und enttäuscht von der Schweizer Justiz. Die Frau wurde nämlich vor einer Woche vom Strafgericht in Muttenz BL vollumfänglich freigesprochen!

«Das ist doch keine Gerechtigkeit!», schimpft der ehemalige Ingenieur. Der Deutsche will das Urteil aber nicht anfechten. «Ich schliesse lieber mit der Geschichte ab. Geld ist von ihr auf dem zivilen Weg sowieso keines mehr zu holen, und Chancen habe ich auf dem strafrechtlichen offenbar auch keine.» Denn: Es kam wegen des Rechtsgrundsatzes «in dubio pro reo», also «im Zweifel für den Angeklagten», zum Freispruch.

Marokkanerin besuchte ihn täglich im Spital

Die Geschichte ereignete sich vor fünf Jahren. Hans-Bernd Breuer geht des Öfteren in eine Beiz im grenznahen Frankreich, dort arbeitet die Marokkanerin im Service. «Weil wir oft zusammen draussen rauchen gingen, entwickelte sich eine Freundschaft», erzählt er. Später wird sie zur Freundschaft plus. Der Altersunterschied habe ihn nie gestört. «Ich wollte sie ja nicht heiraten.»

Dann muss der Rentner ins Spital. «Ich hatte in den 60er-Jahren mal einen Keim aufgelesen, und der hat plötzlich Herz und Wirbelsäule befallen», erzählt er. Während sieben Monaten ist er immer wieder für mehrere Wochen im Spital und nur zwischendurch ein paar Tage zu Hause.

«Sie kümmerte sich um meine Wohnung, putzte, leerte die Post und übernachtete manchmal dort. Und sie kam jeden Tag zu mir ins Krankenhaus, das habe ich sehr geschätzt», erzählt er. Wenn er das Spital verlassen durfte, holte sie ihn mit seinem Auto ab. «Als ich dann zu Hause meine Zahlungen erledigen musste, gingen wir zum Bankomaten und dann zur Post. Sie schob mich im Rollstuhl – und hat mir dabei meine PIN-Nummer abgeguckt.»

Plötzlich sind Geld und Gold weg

Dann behändigt die Marokkanerin seine Bankkarte – und klaut über 11'000 Franken sowie 3500 Euro. «Die Bankauszüge liess sie verschwinden, wenn sie mir die Post brachte, so dass ich es vorerst nicht bemerkte», erzählt der Rentner.

Zudem gab die Frau einem ihrer Söhne das neue Auto von Hans-Bernd Breuer und liess diesen damit viele Kilometer fahren. Auch nahm sie von Breuer Erbschmuck, Uhren, Goldvreneli und einen Goldbarren an sich.

«Als ich definitiv aus dem Spital entlassen wurde und ich die Bankauszüge sah, verschwand sie spurlos aus meinem Leben. Sie warf den Autoschlüssel in den Briefkasten, liess ihre Sachen bei mir und ward nie mehr gesehen», schildert der Rentner. Er fasst zusammen: «Als ich am verletzlichsten war, hat sie mich gnadenlos bestohlen.»

«Ich habe das Vertrauen in die Frauen verloren»

Nur: Das Gericht konnte nicht von der Schuld der Frau überzeugt werden. Schliesslich sei nicht ausgeschlossen, dass er ihr die Bankkarte und den Pin-Code im Delirium im Spital selber gegeben habe, kam der Richter zum Schluss.

«Aber das war doch eindeutig Diebstahl!», meint Hans-Bernd Breuer. Eine Landsfrau von ihm, die Richterin in Berlin sei, habe ob der ganzen Sache nur den Kopf geschüttelt – auch dass es bis zum Prozess fünf Jahre dauerte, könne in Deutschland niemand verstehen.

Hans-Bernd Breuer will mit der Geschichte nun einfach abschliessen. Er zieht seine Lehren aus der Sache: «Ich habe das Vertrauen in die Frauen leider verloren.»

Die Frau war für Blick für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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