«Die Frauen schrien um Hilfe, das Kind war bewusstlos»
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Bademeister rettet Bub (7):«Die Frauen schrien um Hilfe, das Kind war bewusstlos»

Bademeister Danial Sadeghi reanimiert in Reinach BL einen Buben (7)
«Er hatte keinen Puls und keine Atmung mehr»

Sieben Menschen haben in Schweizer Gewässern seit letztem Donnerstag ihr Leben verloren. Es gab aber auch Momente, in denen die Betroffenen Glück hatten. Wie ein Siebenjähriger in Reinach BL. Er wurde von Bademeister Danial Sadeghi (31) zurück ins Leben geholt.
Publiziert: 20.06.2022 um 19:29 Uhr
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Aktualisiert: 21.06.2022 um 13:45 Uhr
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Danial Sadeghi (31) ist Bademeister im Gartenbad Reinach BL. Letzten Samstag reanimierte er einen Buben (7), der in diesem Becken war.
Foto: Ralph Donghi
Ralph Donghi

Die Hitzewelle hat in den letzten Tagen Tausende von Menschen ins kühle Nass gezogen. Doch nicht überall nahm der Badespass ein gutes Ende. In den letzten Tagen starben in diversen Schweizer Gewässern mindestens sieben Personen.

Begonnen hatte die traurige Serie letzten Donnerstagabend, als im Sarnersee bei Sachseln OW ein junger Mann (†23) verschwand und später nur noch tot geborgen werden konnte. Am Freitag ging ein Senior (74) auf der Höhe von Villeneuve VD im Genfersee unter und gilt seither als vermisst. Zudem starb ein Teenager (†14) bei einem Badeunfall in der Maggia bei Terre di Pedemonte TI, und ein Mann (†46) ertrank im Familienbad Dreilinden in St. Gallen.

Bademeister Sadeghi rettet Knabe (7)

Am Samstag wurde bei Caslano TI ein Franzose (†78) tot aus dem Luganersee geborgen. Am frühen Abend verunglückte im Kanton Bern ein Schweizer (†59) beim Schwimmen in der Aare. Am Abend starb eine Frau (†65) im Spital, nachdem sie am Freitag aus dem Neuenburgersee bei Chevroux NE geborgen werden konnte. Schliesslich starb am späten Sonntag ein Rentner (†85) bei Grandson VD, nachdem er aus dem Neuenburgersee gezogen wurde.

Glück hatte ein Teenager (17) in Nussbaumen TG. Er sprang am Sonntag mit dem Kopf voran in den See und verletzte sich. Und im Gartenbad Reinach BL wurde ein Bub (7) bewusstlos aus dem Wasser gezogen – und erfolgreich wiederbelebt. Wie Blick-Recherchen zeigen, war es Bademeister Danial Sadeghi (31), der das junge Leben rettete. «Ich bin zufrieden», sagt der Iraner bescheiden. «Ich habe doch nur meinen Job gemacht.»

«Er hatte keinen Puls und keine Atmung mehr»

Sadeghi war letzten Samstag seit etwa 45 Minuten an der Arbeit, als es passierte. «Plötzlich riefen zwei Frauen im Mehrzweckbecken um Hilfe», erzählt er. Er habe gesehen, dass sie ein regungsloses Kind in den Armen hielten. Er sei sofort losgerannt. Auf dem Weg zum Becken drückt Sadeghi noch den fix installierten SOS-Alarmknopf, rennt ums Bassin zu den Frauen hin und springt hinein. «Ich habe dann das Kind aus dem Wasser getragen.»

Dort weiss Sadeghi, was er zu tun hat. Der Ex-Basketballspieler, der 2017 als Flüchtling in die Schweiz kam, hat vor drei Jahren das Lebensrettungsbrevet gemacht. «Ich legte den Buben auf die Seite und merkte, dass er keinen Puls und keine Atmung mehr hatte», sagt er. «Da wusste ich, dass ich mit der Reanimation anfangen muss.» Es sei eine schwierige Situation gewesen, da er noch nie jemanden reanimiert habe.

Der Junge ist über den Berg

Doch Sadeghi macht alles richtig. «Ich habe mit der Herzdruckmassage angefangen und dann mit der Mund-zu-Nase-Beatmung weitergemacht.» Es sei etwa zwei, drei Minuten lang gegangen. «Dann merkte ich, dass der Bub wieder atmet. Aber er war noch ganz schwach.» Da sei auch schon der Rettungsdienst eingetroffen. «Es ist zum Glück alles gut ausgegangen», sagt Sadeghi. «Ich habe später vom Notarzt gehört, dass der Junge über den Berg ist. Ich wünsche ihm für die Zukunft viel Glück.»

Die Zukunft von Sadeghi, der eine B-Aufenthaltsbewilligung hat, ist noch ungewiss. «Bei der Gemeinde habe ich nur eine Sommersaison-Stelle», sagt er. «Mein Wunsch wäre, dass ich eine 100-Prozent-Stelle finde.»

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