In der Gemeinde Lohn im Kanton Schaffhausen herrscht Aufruhr. Der Grund: Die Lohnerinnen und Lohner sollen für ihr Wasser künftig mit Abstand am meisten zahlen müssen. Von moderaten 1.50 Franken pro Kubikmeter wird die Gebühr auf satte 3.20 Franken pro Kubikmeter erhöht. Der Schweizer Durchschnitt liegt bei 2 Franken.
Der durchschnittliche Wasserverbrauch von Herr und Frau Schweizer liegt bei 170 Litern pro Tag. Eine vierköpfige Familie verbraucht somit pro Jahr im Schnitt 248'200 Liter Wasser. Mit den neuen Lohner Wassergebühren würden somit statt 370 Franken rund 800 Franken fällig.
Für die Wasserversorgung ist in Lohn die Reiat Wasserversorgung (RWV) zuständig. Auch in den Nachbarsgemeinden Stetten und Büttenhardt regelt die RWV das Wasser.
Im Dezember 2021 verabschiedete die Delegiertenversammlung der RWV ihr Budget für das Jahr 2022. In der Regel nickt die Bevölkerung das Jahresbudget jeweils höflich ab. Doch nicht dieses Mal. Der Lohner Georg Freivogel (70) ergriff sogar das Referendum gegen das Budget. Nun wird die Bevölkerung am 26. Juni an die Urne gebeten.
380'000 Franken Mehrkosten pro Jahr wegen Abschreibungen
Die grosse Frage ist allerdings, warum die Wasserpreise in Lohn bald durch die Decke gehen könnten. Für den Lohner Gemeinderat und die RWV gibt es dafür mehrere Gründe. Einerseits sei da das neue harmonisierte Rechnungsmodell des öffentlichen Sektors, das HRM 2. Dieses ist für alle Kantone und Gemeinden als Mindeststandard anzuwenden und verlange jetzt laut der RWV die Abschreibung deren Anlagen, was Mehrkosten von 380'000 Franken pro Jahr zur Folge habe.
Ausserdem ändere sich durch das HRM2 auch die Finanzierung der RWV. «Die Wasserversorgung wurde bisher von allen drei Gemeinden quersubventioniert. Das ist nun nicht mehr rechtens», schreibt der Gemeinderat im Abstimmungsbüchlein. Das bedeutet, dass die RWV künftig selber für ihre Mittel aufkommen muss.
Ein weiterer Grund für die massive Gebührenerhöhung ist, dass die RWV in Lohn drei Infrastrukturprojekte plant. Rentner Freivogel sieht im Verweis auf das HRM 2 und die Abschreibungen aber lediglich einen Vorwand. Denn die Anlagen seien laut der Rechnung 2020 bereits alle abbezahlt worden. «Es ist deshalb eigenartig, dass man nun neue Abschreibungen machen muss, um in der Zukunft irgendwelche Projekte zu finanzieren, zu denen es ja noch keine konkreten Pläne gibt», so Freivogel. Das Budget sei seiner Meinung nach beschlossen worden, ohne die Konsequenzen zu bedenken.
Andreas Ehrat, der Gemeindepräsident von Lohn und Vorstandsmitglied der RWV, versteht Freivogels Einwände nicht. «Ich finde es tragisch, dass über eine Grundversorgung wie Wasser ein solch riesiges Geschrei gemacht wird», sagt er zu Blick. Für ihn ist die Gebührenerhöhung gerechtfertigt. «Man muss auch bedenken, dass wir unser Wasser zuerst aus einem tiefer gelegenen Tal hochpumpen müssen.» Das verteure die Sache zusätzlich. «Die zusätzlichen Kosten hat man bereits wieder eingespart, wenn man einmal jährlich weniger auswärts essen geht».
«Eine solche Preiserhöhung finde ich skandalös»
Das sieht Niklaus Bättig (70) anders. Auch er ist über die steigenden Lohner Wasserpreise empört. «Dass die RWV gleich eine so hohe Preiserhöhung angekündigt hat, finde ich skandalös!» Viel besser hätte er es gefunden, wenn die Gebühren schrittweise erhöht worden wären.
Zahlt Bättig für die Füllung seines Pools heute jeweils um die 75 Franken, könnten es nun schon bald 160 Franken sein. «Das wird mich aber nicht davon abhalten, den Pool zu füllen», sagt Bättig. Für ihn ist klar, dass die RWV am Sonntag bei der Abstimmung darüber mit der Gebührenerhöhung baden gehen wird.