Auf der Sonnenwiese tummeln sich Schnecken statt Sünneler. Und statt dem Geschrei von Kinderhorden hört man am schulfreien Mittwochnachmittag nur den Regen, der auf die umliegenden Dächer prasselt. Die Badesaison 2021 ist in der Badi Mettmenstetten ZH wie im Rest der Schweiz zünftig ins Wasser gefallen. Badmeister Faro Babamazid (60) macht den Job schon seit sieben Jahren. Und sieht ziemlich verloren aus in seiner leeren Badi: «Das ist bis jetzt die schlechteste Badesaison, die ich je erlebt habe!»
Seine Badewache-Kollegin Caterina Bernich (52) hat der gebürtige Iraner nur für den Blick-Besuch aufgeboten. «Bei 17 Grad und Dauerregen schliessen wir den Betrieb», sagt er unter dem Kiosk-Vordach, dem einzigen trockenen Ort weit und breit. Und Bernich erzählt: «Ich war gerade zu Hause am Bügeln. In den letzten paar Wochen gab es wenig Arbeit in der Badi.» Für sie heisst schlechtes Wetter nebst mehr Freizeit aber auch: weniger Arbeitsstunden bis Ende Monat. «Das ist eine finanzielle Einbusse», sagt sie.
Nur bei Blitz, Donner und Sturm wird das Becken geräumt
Ihrem Chef Faro Babamazid tut auch die Dorfjugend leid: «Manchmal mache ich eine Ausnahme und lasse die Jungen trotz schlechtem Wetter rein. Man kennt sich hier ja.» Der vielgereiste 60-Jährige wird nachdenklich: «Am Polarkreis hätte ich als Badmeister momentan mehr zu tun, dort gibts bis 50 Grad. Und hier hört es nicht mehr auf zu regnen. Normal ist das nicht.»
Eine Gemeinde weiter, in Affoltern am Albis ZH, bleibt das Freibad Stigeli trotz Dauerregen geöffnet. «Nur wenn es blitzt oder stürmt, wird das Becken geräumt», sagt der Badi-Chef (55), den alle nur «Fäger» nennen.
Arbeit gebe es auch ohne Gäste genug: «Wir haben immer etwas zu tun. Gerade habe ich eine neue Chlorlieferung bekommen, aber auch der Unterhalt der Anlage braucht viel Zeit.» Trotzdem: Wenn die Sonne scheint, gibt es für alle mehr zu tun. Über 2000 Badegäste hätten Platz. «Richtig Trubel», nennt es der Chef. Heute waren es bisher nur sieben Gäste.
Jubel für Stammgast Ulla
Die Stimmung verregnen lassen mag man sich nicht. Trotzdem meint Badmeisterin Marta: «Ich habe es viel lieber, wenn etwas läuft. So wie jetzt ist es doch traurig!»
Dann gibt es unerwartet doch noch Arbeit: Badegast Nummer acht kündigt sich an und wird fast frenetisch empfangen. «Ulla ist Stammgast», sagen die Badibetreiber. Die Dame selber meint trocken: «Im Wasser werde ich eh nass.»
Übrigens: Als Innerschweizer wagt «Fäger» dann noch eine Langzeit-Wetterprognose in der Tradition der Wetterschmöcker: «Ich bin sicher, dass es bald richtig heiss wird. Dann geht es wieder los mit dem Trubel!»