Sie stehen zurzeit oft im medialen Fokus: Autoposer. Immer wieder ist von aufheulenden Motoren, unerlaubten Modifizierungen und zu lauten Auspuffanlagen zu lesen. Es werden Lenker verzeigt und die betreffenden Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen.
Ein Beispiel von letzter Woche: In Basel erwischte die Kantonspolizei im Hafengebiet zwei Lenker, die unerlaubte technische Veränderungen an ihrem Auto vorgenommen hatten.
Die Basler Kapo erklärte in ihrer Mitteilung: «Für Donnerstagabend war in den sozialen Medien ein Aufruf an die Autoposer-Szene erfolgt, sich auf einem Privatareal bei einer Tankstelle in Kleinhüningen zu treffen.» Schon im Februar dieses Jahres war es im Hafengebiet von Basel zu zahlreichen Verzeigungen gekommen.
«Absichtlich verursachter Motorenlärm»
Oder am 6. April berichtete die Zuger Polizei von einer Aktion gegen Autoposer: «Seit längerer Zeit stellt absichtlich verursachter und vermeidbarer Motorenlärm ein Dauerthema dar.»
Mit dem vermehrten Auftreten sogenannter Autoposer habe sich die Problematik zusätzlich verschärft, schreibt die Zuger Polizei weiter: «Indem sie in niedrigen Gängen umherfahren, im Leerlauf die Drehzahlen in die Höhe schnellen lassen oder beim Anfahren rasant beschleunigen, fallen die mehrheitlich jungen Männer in Innenstädten und Ortschaften negativ auf.»
Jetzt wollen die Autoposer ihr Image aufpolieren und starten eine Charme-Offensive. Auf diversen Instagram-Autoseiten wurde am Dienstagabend ein deutliches Statement veröffentlicht: Die Autoseiten selbst wie auch die Autoliebhaber seien mit der Situation zwischen Tunern, Polizei und Medien unzufrieden. Es müsse sich etwas ändern.
Drei Regeln an die Community
Es wird eingefordert, sich an drei klare Regeln zu halten. Die erste: «Fahrt anständig, vor allem innerorts, bei Treffen und auf den Parkplätzen. Keine Burnouts. Kein Aufheulen des Motors. Kein Hupkonzert!»
Regel Nummer zwei: «Hinterlasst keinen Müll! Nehmt euren Müll mit oder geht den Weg zum Mülleimer!» Und Regel Nummer drei: «Haltet auch an die aktuellen Corona-Massnahmen!»
Blick hat mit zwei der jungen Männer, die hinter der Aktion stehen, gesprochen. Einer von ihnen ist Driton S.* (27) aus Zürich. Er ist Betreiber der Instagram-Seite Bestcarsswitzerland. «Wir haben in den letzten Wochen oft von Meldungen gelesen, dass sich Autoliebhaber versammelt haben, die Polizei diese kontrollierte und die Medien anschliessend negativ darüber berichteten», erzählt er.
Rund 20 Autoseiten hätten jetzt die Aktion zusammen gestartet. «Zusammengezählt haben wir auf Instagram eine Reichweite von etwa 40-50 Tausend Followern.»
«Situation wegen Corona angespannt»
Die gesamte Situation sei wegen Corona angespannt, sagt Driton S. weiter. «Die jungen Leute können nicht so viel tun. Dann versammeln sie sich halt mit ihren Autos.»
Mit der Aktion wolle man «gewissen Autoliebhabern auch die Augen öffnen und ans Herz legen, sich an die Regeln zu halten.» Der Zürcher fordert: «Unser Appell ist eindeutig: Bitte haltet diese Grundregeln ein!»
Man verstehe die Sichtweise der Polizei. «Daher haben wir sie auch aktiv auf das Thema aufmerksam gemacht.»
In den nun verfassten Regeln sei der Punkt der technischen Abänderungen absichtlich nicht aufgelistet worden. S. erklärt: «Wenn einer unerlaubte Modifikation an seinem Fahrzeug vornimmt, schadet er ja nur sich selbst. Der Versammlung, auf der er sich befindet, schadet er nicht.»
Stapo Winti findet «Ansatz der Aktion gut»
Leo N.* (22) ist Betreiber des Instagram-Accounts Streetlions.tg. Er sagt, er habe die Community aufrütteln wollen. «Wir bezeichnen uns selbst als Autoliebhaber. Nicht als Autoposer. Ich habe die Leute der Community auch nicht als Autoposer bezeichnet, weil ich nicht schubladisieren möchte.»
Die Kantonspolizeien Aargau und Basel-Stadt haben das Instagram-Statement repostet. Ebenso die Winterthurer Stadtpolizei. «Wir haben das getan, weil wir den Ansatz der Aktion gut finden», sagt Sprecher Michael Wirz. «Denn es wird dazu aufgerufen, sich an die Gesetze zu halten. Wie etwa auch an die geltenden Corona-Massnahmen.»
Bemühungen, die der Verkehrssicherheit dienen, würden grundsätzlich befürwortet, so Wirz. Ob sich nach dem Instagram-Appell der Autoliebhaber nun etwas ändert, bleibt abzuwarten.
*Namen geändert