Augen entfernt, Zähne gezogen, mit Nagelschere operiert
Igelstation geschlossen – Betreiberin kassiert Anzeige

Die Zustände in der Igelstation Oberentfelden waren so unzumutbar, dass sie geschlossen wird. Ausserdem hat die Betreiberin eine Strafanzeige am Hals.
Publiziert: 25.10.2022 um 17:08 Uhr
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Aktualisiert: 27.10.2022 um 12:01 Uhr
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Die Igelstation Oberentfelden AG wird geschlossen, was zunächst Entsetzen bei vielen Menschen auslöste. (Symbolbild)
Foto: Siggi Bucher

Die Igelstation Oberentfelden AG wird geschlossen. Die Nachricht löste bei vielen Menschen in der Region Unverständnis aus. Unterstützer starteten sogar eine Petition unter dem Namen «Weiterführung Igelstation Oberentfelden», etwa 1400 Unterschriften kamen so zusammen.

Jetzt hat das Amt für Verbraucherschutz des kantonalen Departements Gesundheit und Soziales über die Schliessung der Igelstation informiert – und erstmals die Gründe genannt, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.

Mangelhafte Verhältnisse

Diesen Sommer gingen beim Veterinärdienst sechs Beschwerden ein, die die Missstände in der Igelstation schilderten. Diese wurden mit Video- und Tonaufnahmen hinterlegt. Anschliessend bekam die Betreiberin, die jährlich rund 700 Tiere betreute, unangekündigten Besuch von einer Kontrollperson aus der Abteilung Landwirtschaft und Gewässer sowie einer Tierärztin des Veterinärdiensts. Was sie vorfanden, sei alles andere als schön gewesen.

Die Boxen der Tiere waren nur 0,6 Quadratmeter gross, die Mindestgrösse beträgt aber einen Quadratmeter. Die Betreiberin der Station hatte mehrfach Igel operiert, von Augenamputationen über Zähne ziehen bis zum Herumschneiden an tiefen Wunden, ohne selbst Tierärztin zu sein.

Das Schmerzmittel soll sie deswegen nicht richtig dosiert haben, was bedeutet, dass die Igel nach einer Operation mit massiven Schmerzen erwachten. Für die Eingriffe selbst sei kein fachgerechtes Werkzeug benutzt worden, die Hygiene war ebenfalls nicht gewährleistet.

Betreiberin zeigt keine Einsicht

Die Beschuldigte streitet nicht ab, dass sie die Eingriffe vorgenommen hat, sieht aber laut Bericht nicht ein, dass ihr diese Eingriffe verboten werden. Tierärzte hätten kein besseres Wissen als sie.

In einem Schreiben von Regierungsrat Jean-Pierre Gallati heisst es: «Da die Verstösse gravierend sind und sich die Betreiberin uneinsichtig zeigt, besteht keine andere Möglichkeit, als ihr die Bewilligung zur Führung der Igelstation zu entziehen.» Die Behörde hat Strafanzeige erstattet.

Die Betreiberin ist allerdings nicht die einzige, die von den Behörden zurechtgewiesen wird. Die Tierklinik Aargau West hatte der Frau die Medikamente für die Behandlung überlassen. Für das Einsetzen von Tierarzneimitteln bleibt die Verantwortung aber stets beim Tierarzt. (lrc)

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