In Zürich demonstrierten teils bei strömendem Regen gegen tausend Menschen, in Bern waren es vor der iranischen Botschaft gegen 200 Personen, wie Journalisten der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichteten. In Genf war am Abend eine weitere Demonstration geplant.
In Bern setzte die Polizei kurzzeitig Gummischrot ein. Zunächst hatten sich gemäss Mitteilung der Polizei zwei Männer nacheinander unbefugt Zutritt zum Botschaftsgelände verschafft. Einer von ihnen hat eine Flagge vom Fahnenmast heruntergenommen, wie ein Keystone-SDA-Fotograf berichtete. Ausserdem haben gemäss Polizei-Mitteilung mehrere Personen eine Absperrung durchbrochen und sind über die Strasse zum Botschaftsgebäude gerannt. Da habe die Polizei Gummischrot eingesetzt. Im Anschluss habe sich die Kundgebung aufgelöst. Diese war gemäss Mitteilung nicht bewilligt.
Die Polizei hatte am Samstagabend keine Kenntnis über möglich Verletzte. Die Männer, die sich Zutritt zum Gelände verschafft hatten, wurden für weitere Abklärungen auf eine Polizeiwache gebracht. Sie konnten gemäss Mitteilung ohne Gegenwehr angehalten werden. Es seien Abklärungen in Gang, unter anderem zur Frage, wie die Männer auf das Botschaftsgelände gelangen konnten.
Kundgebungen in 170 Städten
Die Teilnehmenden riefen zur Solidarität mit dem iranischen Volk auf. Man wolle die Bewohnerinnen und Bewohner und die Regierung der Schweiz in Kenntnis setzen, dass das herrschende Regime im Iran über keine Legitimation verfüge, die friedlichen Demonstrationen brutal niederschlage, zahlreiche Menschen inhaftiert und viele erschossen habe, hiess es in einer Mitteilung.
Die Demonstrierenden trugen Plakate und skandierten unter anderem «Weg weg weg - Mullah muss weg». In Zürich traten auch Politiker auf, darunter der Grüne Nationalrat Balthasar Glättli (50) und SP-Nationalrätin Min Li Marti (48). Solidaritätskundgebungen zur Unterstützung der Frauen im Iran fanden laut den Aktivistinnen und Aktivisten in 170 Städten weltweit statt.
Mehr zur Lage im Iran
Auslöser der seit zwei Wochen andauernden Demonstrationen im Iran und im Ausland ist der Tod der Kurdin Mahsa Amini (†22). Sie war in Teheran von der Sittenpolizei festgenommen worden, offenbar weil sie das islamische Kopftuch nicht den Regeln entsprechend getragen hatte. Nach Angaben von Aktivisten soll sie von der Polizei geschlagen und deshalb später im Spital gestorben sein. Seitdem demonstrieren landesweit Tausende Menschen gegen den repressiven Kurs der Regierung und der Sicherheitskräfte sowie das islamische System. (SDA)