Armee im Schnee
Weniger Skitage für Soldaten

Für zivile Einsätze der Armee gelten ab sofort strengere Regeln: Geschaufelt wird nur noch zu Ausbildungszwecken. Müssen Wengen und Adelboden jetzt bibbern?
Publiziert: 16.01.2023 um 11:03 Uhr
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Unterstützung ziviler oder ausserdienstlicher Tätigkeiten mit militärischen Mitteln: So nennt der Bund die Armeeeinsätze, die Jahr für Jahr für Kritik sorgen.
Foto: Zamir Loshi
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Peter AeschlimannRedaktor

Vorwärts, treppeln! Soldatinnen und Soldaten stehen wieder im Schnee. In Wengen BE, wo dieses Wochenende die Lauberhornrennen ausgetragen werden, packen 450 Frauen und Männer des Infanteriebattaillons 97 mit an. Im Tenue grün präparieren sie die Piste, helfen beim Auf- und Abbau der Infrastruktur. «Ohne Armee wäre ein Lauberhornrennen schlicht nicht möglich», sagt OK-Präsident Urs Näpflin (63) im Blick.

Die Unterstützung ziviler oder ausserdienstlicher Tätigkeiten mit militärischen Mitteln, wie der Bund diese Einsätze nennt, sorgt Jahr für Jahr für Kritik. Ein Video, das Armeeangehörige beim Schneeschippen spät in der Nacht zeigt, erntete vergangene Woche auf Twitter ätzende Kommentare: «Die beste Schneeräumarmee der Welt.»

Damit die Durchführung der Skirennen in Wengen oder auch in Adelboden BE gewährleistet ist, sind Politiker bereit, Zugeständnisse zu machen: «Einerseits tut es weh, diese Bilder zu sehen», sagt Mauro Tuena (50, SVP), der Präsident der sicherheitspolitischen Kommission im Nationalrat. «Andererseits könnten die Rennen ohne Armeeeinsatz nicht stattfinden.»

20'000 Diensttage

Ähnlich tönt es von Kommissionsmitgliedern aus der SP. Priska Seiler Graf (54) sagt, sie betrachte Einsätze der Armee ohne Ausbildungscharakter grundsätzlich kritisch, möchte aber nicht als Lauberhorn-Verhinderin auftreten. Ihre Parteikollegin Min Li Marti (48) sieht das ähnlich pragmatisch. Es sei eine Frage der Abwägung, sagt die Zürcherin: «Ich hege diesbezüglich keine starken Gefühle.»

In diesem Jahr wird die Armee etwas mehr als 20'000 Diensttage zur Unterstützung ziviler Anlässe leisten, sagt Armeesprecher Daniel Reist (64). Vor Corona waren es knapp 25'000, im Spitzenjahr 2016 sogar 33'600. Künftig wird die Zahl dieser externen Diensttage aber abnehmen. Grund ist eine Änderung im Militärgesetz, die seit dem 1. Januar gilt. Anlässe, die für Armeeangehörige keinen wesentlichen Nutzen für Ausbildung oder Übung haben, sollen reduziert werden.

Was bedeutet das fürs soldatische Schneeschippen in Wengen? Armeesprecher Reist: «Um über konkrete Anlässe oder Reduktionsumfang zu sprechen, ist es noch zu früh.»

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