Roboterhund inspiziert Schweizer Bahntunnel
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Netz-Phänomen im Einsatz:Roboterhund auf SBB-Gleisen getestet

«Spot» auf neuer Mission
Roboterhund inspiziert Schweizer Bahntunnel

Er kann Türen öffnen und sogar twerken: Der Roboterhund «Spot» ist ein Internet-Star – mit neuem Standbein: In der Schweiz soll er künftig Bahngleise inspizieren.
Publiziert: 18.04.2021 um 11:47 Uhr
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Spot wird künftig bei Schweizer Bahntunnel-Sanierungen und -Inspektionen in Einsatz kommen.
Camille Kündig

Elon Musk schickte ihn kürzlich zum Kontrollgang in die verkohlten Trümmer einer seiner SpaceX-Rakete, Nasa-Wissenschaftler wollen ihn auf Marsmission in den Weltraum schiessen: den vierbeinigen Roboter «Spot» der US-Hightechfirma Boston Dynamics.

Bei uns wackelt Spot banaleren Zielen entgegen: Künftig soll er bei Sanierungen und Inspektionen von Schweizer Bahntunnels zum Einsatz kommen, auf Gleisbaustellen Patrouille gehen und die Umgebung auf verdächtige Aktivitäten abscannen.

Roboter übernimmt Aufgaben mit hohen Gesundheitsrisiken

Für 75 000 US-Dollar hat sich die Rhomberg Sersa Rail Group, unter anderem für die Wartung des SBB-Streckennetzes zuständig, ein Exemplar des kopflosen Robohundes zugelegt. Vergangene Woche traf der digitale Bernhardiner – von den Mitarbeitern Bud getauft – am Firmensitz in Zürich ein.

«Arbeiten am Gleis können gefährlich sein und Spot soll – immer in Absprache mit unseren Kunden – gewisse Einsätze für uns übernehmen», bestätigt IT-Chef Christian Schollenberger. Der Roboter könne dort arbeiten, wo die Mitarbeiter hohen Gesundheitsrisiken ausgesetzt wären, etwa in engen Nebenstollen oder für Luftmessungen in Tunnels.

Alleskönner – gesteuert wie eine Spielkonsole

Schollenberger und sein Team führten in den letzten Monaten Versuche mit zwei gemieteten Exemplaren durch, etwa am neuen SBB-Eppenbergtunnel zwischen Aarau und Olten, «immer unter Einhaltung der gesetzlichen Sicherheitsvorkehrungen und in Absprache mit den SBB». Dabei schnallten sie ihnen unter anderem einen Laser und eine 360-Grad-Kamera auf den Rücken und liessen die Mietmaschinen Teile des Tunnels und Schuttberge ausmessen. «Heute muss dafür ein Mitarbeiter jedes Detail mit einem Entfernungsmesser prüfen, das ist müssig und zeitaufwendig.»

Das Robotier weicht auf seinen stählernen Beinen selbständig Hindernissen aus, bewegt sich über unwegsames Gelände, steigt Treppen und trägt bis zu 14 Kilo schwere Lasten. Gesteuert wird es wie eine Spielkonsole. Das Grundmodell kann je nach Verwendungszweck mit wechselnden Instrumenten ausgerüstet und für selbständige Missionen programmiert werden.

Manche Einsätze sind umstrittener wie die anderen

Mit seinen Tricks ist der Blechhund vielseitig einsetzbar: Ein Exemplar ging in Tschernobyl auf Strahlenmessung, in Boston unterstützte ein anderes, mit iPad und Walkie-Talkie ausgestattet, die Corona-Abteilung eines Spitals.

Manche Einsätze sind umstrittener. Etwa, wenn die New Yorker Polizei einen Robohund mit auf Patrouille in die Bronx nimmt, die französische Armee ihn testet oder er in Singapur Passanten wie ein aufgeregter Welpe anspringt, um sie an den Mindestabstand zu erinnern. Kürzlich war Spot in den Schlagzeilen, weil Künstler ihn mit einem Paintball-Gewehr aufgerüstet hatten.

Entsprechend geteilt sind die Reaktionen des Publikums auf den Robohund: Die einen finden ihn unheimlich, für die anderen ist er der coolste Roboter der Welt. In Werbefilmen macht Spot Liegestützen, sortiert Unterwäsche oder tanzt zur Musik von Bruno Mars – auf Youtube und Tiktok erntete er damit zig Millionen Views.

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