Apotheken wegen Zertifikatspflicht im Dauerstress
«300 Tests pro Tag – es ist eine Katastrophe»

Mehrere Kantone erleben seit Mittwoch einen riesigen Ansturm auf Corona-Tests in Apotheken. Der Bundesratsentscheid habe das Fass zum Überlaufen gebracht, so die Betreiber.
Publiziert: 10.09.2021 um 15:41 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2021 um 16:09 Uhr
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Viele Apotheken stossen derzeit an ihre Grenzen, weil sich viele Leute testen lassen wollen.
Foto: keystone-sda.ch

Maske runter, Stäbchen in die Nase – und auf ein negatives Resultat hoffen. In diesen Tagen lassen sich besonders viele Menschen in den Apotheken auf das Coronavirus testen. Einige Betriebe stossen deshalb an ihre Grenzen, wie «FM1Today» berichtet. Seit bekannt ist, dass das Covid-Zertifikat ab kommendem Montag vermehrt zum Einsatz kommt, hat sich die Situation weiter zugespitzt.

«Es ist eine Katastrophe. Seit Mittwochnachmittag füllen sich alle unsere Termine», sagt Claudia Meier-Uffer, Präsidentin des Apothekerverbands St. Gallen gegenüber dem Online-Medium. Es gebe Tage, an denen sie bis zu 300 Tests am Tag durchführen.

«Wir sind echt verzweifelt. Ich weiss nicht, wie es weitergehen soll», so Meier-Uffer. «Ich habe Verständnis für den Bundesratsentscheid, aber er hat die Konsequenzen nicht durchdacht. Der Bundesrat versucht, die Spitäler vor dem Kollaps zu schützen – und dafür kollabieren wir.»

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«Die Leute sind genervt»

Die hohe Belastung hat Konsequenzen: Die Angestellten seien erschöpft und die zu Testenden gereizt. «Die Stimmung fängt an zu kippen. Die Leute sind genervt und lassen den Frust an unserem Personal raus», sagt Meier-Uffer.

Es komme auch immer wieder zu Streitereien, die für die Situation alles andere als hilfreich seien. «Es sind Zustände, bei denen einem das Arbeiten echt verleidet. In 30 Jahren musste ich so etwas noch nie sagen, aber so ungern wie momentan habe ich noch nie im Leben gearbeitet», so die St. Galler Apothekerin weiter.

In Graubünden sieht es ähnlich aus. Bei der Steinbock Apotheke in Chur klingelt das Telefon seit Mittwochnachmittag ununterbrochen. «Alle wollen sich testen lassen und alle haben einen plausiblen Grund. Ob Hochzeit oder Ferien», erklärt Monika Fehr, Inhaberin und Präsidentin des Apothekerverbands Graubünden.

«Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht ausgebucht sind»

Drilona Berisha arbeitet in einer Apotheke in Wettingen AG. Bei ihnen sei die Nachfrage nach Corona-Test-Terminen schon länger extrem hoch. «Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht ausgebucht sind», sagt Berisha zu Blick.

Einen zusätzlichen Ansturm habe es seit Mittwoch nicht gegeben. «Aber ich befürchte, dass die Test-Nachfrage steigt, sobald die Zertifikatspflicht gilt», sagt sie.

Natalia Blarer, Geschäftsführerin der Top-Pharm Apotheke an der Zürcher Europaallee, hat eine ähnliche Vermutung: «Ich nehme an, dass die Termine erst nächstes Wochenende zunehmen werden. Viele, die nicht geimpft sind, brauchen dann ein Test-Zertifikat», sagt sie auf Anfrage zu Blick. Bisher gebe es noch nicht mehr Tests als üblich.

«Kanton behauptet, es gebe genügend Kapazitäten»

In St. Gallen ist das Chaos mit der grossen Test-Nachfrage in den Apotheken nicht neu. «Bereits seit dem Frühling weisen wir den Kanton auf die Problematik hin und bitten um den Bau von Testzentren», sagt die Präsidentin des Apothekerverbands St. Gallen und Appenzell.

Eine wirkliche Reaktion sei ausgeblieben: «Auf alle unsere Anfragen und Hilfeschreie reagieren sie gleich und behaupten, es gebe genügend Kapazitäten.»

Gegenüber «FM1Today» sagt der Kanton St. Gallen: «Die Lage wird beobachtet. Es ist den Apotheken oder weiteren privaten Anbietern überlassen, weitere Kapazitäten aufzubauen.» Ein Testzentrum sei aktuell nicht geplant. (gin)

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