Angebliche Wunderpille gegen Covid
Corona-Skeptiker importierte illegal Wurmmittel für Pferde

Swissmedic hat einen Zürcher Banker verurteilt, der 2500 Tabletten des Medikaments Ivermectin aus Indien eingeführt hatte. Das Tiermedikament gilt unter Corona-Skeptikern als Wundermittel gegen Covid. Dabei ist es nutzlos – und kann hochgiftig sein.
Publiziert: 21.08.2022 um 10:26 Uhr
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Aktualisiert: 22.08.2022 um 11:28 Uhr
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Unter Impfgegnern wird Ivermectin, ein Entwurmungspräparat für Pferde und Kühe, als Wundermittel gegen Covid angepriesen.
Foto: AP
Fabian Eberhard

Es war einer der grossen Mythen in der Corona-Pandemie: Ivermectin, das Entwurmungsmittel für Pferde und Kühe, soll gegen Covid helfen. In den Chats von Impfgegnern und Verschwörungsideologen wurde die Erzählung tausendfach verbreitet – mit fatalen Folgen.

Obwohl Studien belegen, dass das Medikament gegen Corona nutzlos ist und trotz Warnungen von Gesundheitsbehörden, kam es in vielen Ländern zu Vergiftungsfällen. «Sie sind kein Pferd. Sie sind keine Kuh», twitterte die US-Arzneimittelbehörde FDA. «Im Ernst, Leute, hört auf damit.»

Nun hat das Schweizer Heilmittelinstitut Swissmedic zum ersten Mal eine Person verurteilt, die im grösseren Stil Ivermectin importiert hat. Laut dem Strafentscheid, der SonntagsBlick vorliegt, hat ein 59-jähriger Zürcher im vergangenen Herbst 2500 Tabletten des Wurmmittels illegal in die Schweiz eingeführt. Bestellt hatte er diese bei einem indischen Onlineshop.

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Swissmedic glaubte ihm nicht

Ivermectin ist in der Schweiz nicht für die Behandlung von Menschen zugelassen und darf von Privatpersonen deshalb nur in kleinen Mengen und nur zum Eigenbedarf bestellt werden. Bei der Einvernahme gab der Banker an, dass die Tabletten ausschliesslich für ihn selbst bestimmt waren. Er habe im Vorfeld «sehr viel über die positiven Effekte» von Ivermectin-Präparaten gelesen.

Swissmedic glaubte ihm nicht und verurteilte ihn zu einer Busse von 3000 Franken wegen Verstoss gegen das Heilmittelgesetz. Die bestellte Menge von 2500 Tabletten sei viel zu gross für den Eigenbedarf. Auch die Beteuerungen des Zürchers, er habe nicht gewusst, dass der Import des Medikaments strafbar ist, liess Swissmedic nicht gelten.

Zur Frage, warum er das Mittel einnehmen wollte und ob die Einfuhr in Zusammenhang mit dem Coronavirus gestanden habe, verweigerte der Verurteilte die Aussage. Auf Anfragen von SonntagsBlick reagierte er nicht.

Bei falscher Anwendung hochgiftig

Klar ist: Der Mann sympathisiert mit der Szene der Corona-Skeptiker. In den sozialen Medien liket und kommentiert er Einträge von prominenten Massnahmengegnern und von einschlägigen Organisationen.

Der Zürcher Banker ist offenbar nicht der einzige, der im Ausland Ivermectin bestellt hat. Das Tier-Entwurmungsmittel führte während der Pandemie die Liste der illegal eingeführten, vermeintlichen Covid-Medikamenmte an. Die Eidgenössische Zollverwaltung fing wiederholt Pakete mit dem Mittel ab.

Das veranlasste Swissmedic im November 2021 dazu, in einer öffentlichen Mitteilung vor dem Medikament zu warnen. Mit guten Grund: Bei falscher Anwendung ist Ivermectin hochgiftig.

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