Absurdes Österreich
Impfskeptiker hamstern Wurm-Mittel – und vergiften sich

In Österreich sorgt das Entwurmungsmittel Ivermectin für immer grössere Probleme. Weil Impfskeptiker auf das Präparat schwören und es FPÖ-Chef Kickl empfiehlt, sind die Regale in den Läden leer – es kam sogar zu Vergiftungsfällen.
Publiziert: 16.11.2021 um 21:17 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2021 um 08:32 Uhr
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Das Entwurmungsmittel Ivermectin ist in Österreich vergriffen.
Foto: keystone-sda.ch

Der Hersteller des Entwurmungsmittels Ivermectin kann sich die Hände reiben. Seit Wochen findet das Produkt reissenden Absatz – auch in der Schweiz. Der Grund: Skeptiker schwören auf das Parasitenmedikament als Alternative zur Corona-Impfung.

Im Nachbarland Österreich, wo seit Anfang Woche wegen explodierender Infektionszahlen ein Lockdown für Ungeimpfte gilt, ist Ivermectin sogar ausverkauft. Unter anderem auch, weil einer der führenden Politiker des Landes eine Behandlung mit dem Mittel empfohlen hat.

Entwurmungsmittel als «Plan B» zur Impfung

Es war Anfang November, als mit Herbert Kickl der Chef der rechten Partei FPÖ einen «Plan B» gegen das Coronavirus vorgestellt hatte. Als Alternative zur Impfung, die für Kickl und viele seiner Anhänger nicht über alle Zweifel erhaben sei, empfahl der FPÖ-Politiker das Entwurmungsmittel Ivermectin.

Seit vergangenem Montag ist Herbert Kickl selber in Corona-Quarantäne. «Es hat jetzt also auch mich getroffen, wie so viele vor mir schon», schrieb Kickl auf Facebook. «Ich habe eine milde Symptomatik und bin derzeit fieberfrei.» Ob er selber auch auf Ivermectin setzt, ist nicht bekannt. Empfehlenswert wäre es nicht.

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Selbst Hersteller rät von Nutzung ab

Wie die Oberösterreichische Apothekerkammer meldet, hat die Einnahme des Mittels tatsächlich bereits zu Vergiftungen im Land geführt. «Viele Leute nehmen das Medikament völlig falsch ein», sagt Kammer-Chef Thomas Veitschegger gegenüber dem Portal «OÖ Nachrichten». Die Menschen würden eine viel zu hohe Dosis einnehmen. Jene Dosierung nämlich, die eigentlich für Pferde gedacht sei.

Ivermectin kommt auch in der Schweiz seit Jahrzehnten in der Tier- und Humanmedizin zum Einsatz. Für eine Behandlung von Corona-Patienten ist es aber nicht zugelassen. Das Präparat erzielte einzig in Laborversuchen tatsächlich eine Reduktion der Viruskonzentration bei Zellen in Reagenzgläsern. Nur in Teilen von Indien, der Slowakei, Zimbabwe, Südafrika sowie einigen südamerikanischen Ländern ist Ivermectin für die Behandlung und Prävention von Corona-Erkrankungen zugelassen. Allerdings rät selbst die Herstellerfirma Merck davon ab, das Mittel gegen Corona zu verwenden. (cat)

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